VERLAGSBUCHHANDLUNG
GEORG REIMER IN BERLIN
W. 10, GENTHINRERSTRASSE 38.
Berlin, den 30. Juni 1913.
Hochzuverehrender Herr Geheimer Rat!
Ich bedarf Ihrer Nachsicht, dass ich Ihren gütigen Brief vom 29. Mai einen Monat ohne Erwiderung liess. Ich war, wie Ihnen Herr Hilbert schon mitgeteilt hat, als er eintraf, kurz vorher zu meiner Erfrischung auf die Reise nach England gegangen, von der ich später heimkehrte, als es meine Absicht bei der Ausfahrt gewesen war.
Euer Excellenz Anregung wegen der Aufnahme der systematischen Uebersicht Ihrer Bücher und Schriften in das Porträtbuch des nächsten Jahres aufzunehmen, würde ich mit Freuden stattgeben, wenn ich nicht besorgte, damit eine etwas widerspruchsvolle Note in dieses kleine Buch zu bringen. Es würde, so besorge ich, damit an dem ganz persönlichen und künstlerischen Gepräge Einbusse erleiden, das ihm seine besondere Eigenart geben und ihm seinen besonderen Weg erschliessen soll. Deshalb, und nur deshalb, möchte ich Euer Excellenz bitten, von jener Anregung Abstand zu nehmen und mich wegen dieser meiner Entschliessung nicht ungefällig zu nennen.
Das Manuskript falte ich diesen Zeilen wieder ein, die ausserdem noch von dem innigen Wunsch begleitet werden, dass die Folgen des Unfalls, den Sie vor zwei Jahren erlitten, sich doch allmählich mindern möchten.
Mit freundlichen Grüssen, denen sich mein Herr Hilbert anschliesst, zeichne ich
als Ihr verehrungsvoll und getreu ergebener
Walter Gruyter.