Ernst Haeckel an Walter de Gruyter, Jena, 17. Dezember 1907
Zoologisches Institut
der Universität Jena
Jena 17.12.1907.
Hochgeehrter Herr Doktor!
Beifolgend übersende ich Ihnen meinen Vortrag über das „Menschenproblem“ (vom 17.6.07), den ich auf dringenden Wunsch des Herrn Dr. Pfungst dem „Frankfurter Neuen Verlage“ zum Vertrieb überlassen habe. –
Zugleich lege ich 3 Mitteilungen über mein Phyletisches Museum bei, das in diesen Tagen unter Dach gebracht worden ist. Ich bitte Sie freundlichst, auf die blau angestrichenen Stellen einen Blick zu werfen und bei Gelegenheit – wenn möglich – einige Ihrer wohlhabenden Collegen für meine letzte Stiftung zu interessiren und eventuell zu Beiträgen anzuregen. ||
Wir bedürfen dringend noch höherer Geldmittel, wenn die innere Ausstattung des Museums einigermassen dem schönen vorgesteckten Ziele sich nähern soll.
Auch Gaben für die Bibliothek des Phyletischen Museums werden dankbarst entgegen genommen. Sie soll vorzugsweise die Literatur der Entwickelungslehre und der damit verknüpften monistischen Philosophie und Geschichte möglichst vollständig enthalten. Der speciell zoologische Teil meiner Bibliothek verbleibt im jetzigen Zoologischen Institute. Vielleicht erfreuen Sie uns durch das Geschenk ihrer vortrefflichen Zeitschrift für Museumskunde? ||
Anfang August 1908 wird hier die Einweihung des stattlichen neuen Universitäts-Gebäudes mit dem 350jährigen Jubilaeum unserer Alma mater verknüpft werden. Bei dieser Gelegenheit werde ich auch mein Phyletisches Museum als Geschenk übergeben. Es würde mir eine besondere Freude sein, Sie bei dieser Gelegenheit hier als unseren Gast zu begrüßen. Hoffentlich geht es mit Ihrer Gesundheit jetzt ganz gut. Mein Lebensfünkchen wird einstweilen noch durch rastlose Arbeit glimmend erhalten (– auch von der „Anthropogenie“ muß ich eine neue Auflage machen! – Nr. VI.).
Mit besten Wünschen für vergnügtes Weihnachten und glückliches Neujahr
Ihr treu ergebener
Ernst Haeckel. ||
P. S. Weitere Exemplare der „Mitteilungen“ über das Phyletische Museum stehen zu Diensten!
Herrn Dr.
Walter de Gruyter
Berlin.