Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Georg Reimer, Jena, 4. Mai 1868

Jena 4 Mai 68

Lieber Georg!

Mein Assistent, Miklucho, ein Russe, theilt mir so eben mit, daß ein russischer Buchhändler die „generelle Morphologie“ in Russische übersetzen läßt. Derselbe wünscht, auch die „natürliche Schöpfungsgeschichte“ in Russischer Übersetzung erscheinen zu lassen, und zwar (– wie es auch mit Darwins neustem Buche geschehen ist –) gleichzeitig mit der Original-Ausgabe. Zu diesem Zwecke wünscht er, daß ich an einen hier befindlichen Russen, welcher diesen Winter jene Vorträge hörte, die Aushängebogen sogleich nach Vollendung des Druckes aushändige, damit dieser sie übersetze. ||

Ich habe erwidert, daß ich persönlich Nichts dawider hätte, jedoch jedenfalls erst Deine Erlaubniß einholen müßte. Zudem würde jener Buchhändler ja wohl auch mit Dir wegen etwaiger Benutzung der Holzschnitte und der lithographischen Tafeln und Stammbäume Rücksprache nehmen müssen.

Da ich die betreffenden Verhältnisse nicht kenne, jedoch höre, daß kein Vertrag eine Übersetzung ins Russische hindern könnte, bitte ich Dich, mir Deine Ansicht betreffs derselben mitzutheilen, und besonders Dich darüber zu äußern, ob Du gleichzeitige Veröffentlichung in deutscher und russischer Sprache für angemessen hälst. ||

Der Druck schreitet rüstig vor. Es wird jetzt der neunte Bogen gesetzt. Mithin ist fast ein Drittel des Ganzen fertig. Ich möchte gern die Arbeit bis Anfang August völlig vollendet haben, um dann sogleich meine Herbstreise antreten zu können. Wann Du das Buch herausgeben willst, ist mir gleich. – Die lithographische Tafel mit den sechs Embryonen kommt nach Deinem Vorschlag auf ein besondres Blatt, das nachher in den Text eingeschaltet werden kann.

Die von Flegel gefertigten Holzschnitte sind sehr gut ausgefallen und kommen bereits zur Verwendung. ||

Agnes und ich senden Dir und den Deinigen herzliche Grüße. Wir sind beide ganz wohl und munter. Dagegen muß Mutter Emma leider wieder seit einigen Tagen wegen rheumatischer Schmerzen das Bett hüten. Der Frühling entfaltet jetzt in unserm lieben Saalthal seine ganze Pracht und wir gehen fleißig zusammen spazieren. – Mit besonderm Gruß an Ernst und seine Frau

treulich

Dein

Ernst Haeckel

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
04.05.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Staatsbibliothek Berlin PK, Verlagsarchiv Walter de Gruyter
Signatur
M 7704 Dep. 42, R1, Haeckel, Ernst, Bl. 52r-53v
ID
40544