Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Georg Reimer, Jena, 26. März 1868

Jena 26 März 68

Lieber Georg!

Beifolgend sende ich Dir die 12 a Figuren, welche in den Text der „natürlichen Schöpfungsgeschichte“ gedruckt werden sollen. Anfangs dachte ich sie alle in Holzschnitt ausführen zu lassen. Nun sind aber Frommann und der hiesige Lithograph (Giltsch) der Ansicht, daß die sechs großen Figuren (4–9) besser und billiger in Steindruck gemacht werden. Da alle 6 Figuren in der nebenbei angedeuteten Weise auf 2 gegenüber stehende Seiten (124, 125) des Textes zu stehen kommen (um sie alle mit einander vergleichen zu können) so hat der Druck keine Schwierigkeit. [Skizze]

Der Lithograph (welcher schon öfter in dieser Weise lithographirte Figuren in den Text gedruckt hat) will für die || Lithographie der 6 Figuren 5 rl (à Fig. 25 Sgr) und für den Druck derselben ebenfalls 5 rl (à 100 zu 15 Sgr) haben. Ein guter Holzschnitt der 6 Figuren würde jedenfalls viel theurer kommen und dabei niemals die Weichheit der Formen und der Schattierung, wie die Lithographie bekommen. Ich denke also Du wirst damit einverstanden sein, und bitte Dich, mir die 6 Figuren bald (recommandirt) zurückzuschicken, damit sie der Lithograph in Arbeit nehmen kann. Alle 6 Figuren sollen auf schwarzem Grund ausgeführt werden. Ich glaube, die Vergleichung derselben wird von großem Interesse sein. Es ist nämlich Fig. 5 und 7 ein menschlicher Embryo (5 aus der IV, 7 aus der VIII Woche)

– Fig. 6 und b 4 ein Hunde-Embryo (4 aus der IV, 6 aus der VI Woche)

– Fig. 8 ein Schildkröten- und Fig. 9 ein Hühner-Embryo. || (Die Zahlen der Figuren stehen auf der Rückseite).

Die übrigen Figuren (1–3 und 10–12) können in Holzschnitt ausgeführt werden. Der Holzschneider, der die Figuren in Billroths und Bardelebens Handbüchern geschnitten hat, würde dieselben wohl kaum in der wünschenswerthen Weichheit und Zartheit ausführen können, und für die Figuren wäre es wohl am besten, wenn sie von Flegel in Leipzig geschnitten würden, mit welchem auch Frommann in Verbindung steht. Jedoch überlasse ich das ganz Deinem Ermessen.

Der Satz des Manuscripts hat, wie mir Frommann sagte, begonnen. Derselbe hat mir versprochen, den Druck des Ganzen bis Ende Juli fertig zu machen.

Da auf die Vorlesungen 1½ Bogen nach Deiner Berechnung kömmt, so würde das Manuscript (18 Vorlesungen) 27 Bogen, und inclusive 2 Bogen Anmerkungen, 1 Bogen Titel und Inhalt gerade 30 Bogen im Druck betragen. ||

Bei uns geht es jetzt recht gut, da Agnes sich seit 14 Tagen sehr erholt hat, und wieder täglich an die Luft geht, nachdem sie fast 6 Wochen in der Stube (davon 14 Tage im Bett) gesteckt hatte. Nur ihre Nerven machen ihr bisweilen zu schaffen; sonst ist sie sehr munter und guter Dinge. Auch bei Huschkes geht es ganz gut. Mutter Emma kommt fast täglich ein paar Stunden her.

Ich selbst befinde mich sehr wohl, werde aber in den Osterferien wohl nicht fortkommen, da ich Viel mit dem zoologischen Museum zu thun habe, sowie mit neuer Einrichtung des zoologischen Instituts.

Grüße Ernst, Mariechen und die Deinigen von uns Beiden bestens.

Dein

getreuer

Ernst Haeckel.

a gestr.. Hol; b gestr.: 8

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
26.03.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Staatsbibliothek Berlin PK, Verlagsarchiv Walter de Gruyter
Signatur
M 7704 Dep. 42, R1, Haeckel, Ernst, Bl. 50r-51v
ID
40543