Ernst Haeckel an Georg Reimer, Jena, 30. September 1862
Jena 30.9.62.
Lieber Georg!
Wenn auch nur flüchtig, da die Zeit sehr knapp ist, muß ich Dir heute doch mit einigen Worten den herzlichsten Glückwunsch zu Ernsts Verlobung schreiben, die sowohl Anna als mich außerordentlich erfreut hat. Wir erfuhren sie erst vor ein paar Tagen durch einen Brief meiner Schwägerin. Heute nun haben wir das glückliche Brautpaar selbst gesehen und ihnen persönlich unsere Glückwünsche bringen können. Ich war sehr davon überrascht, obwohl ich natürlich bemerkt hatte, daß Ernst schon agründlich verliebt war. Daß es aber damals schon zum Verloben gekommen sei, hatte ich nicht geahnt. Ich habe aber mich nun um so mehr über diese Überraschung gefreut. Das Glück strahlte übrigens beiden aus den Augen heraus. ||
Für die durch Ernst übersandten 4 Radiolarien-Exemplare besten Dank! Du kannst denken, welch Freude es für mich war, mein stattliches Erstlings-Werk nun so fertig zu haben und sage ich Dir für Deine Opfer-Freudigkeit bei dessen Ausstattung hiermit nochmals den besten Dank! Von den 4 Exemplaren, die ich an die Höfe abliefern mußte und von denen Du mir im Februar die ersten 24 Bogen schicktest, möchte ich Dich bitten, mir womöglich bald (vielleicht durch Frommann) den Rest zu schicken (nebst Tafel 30–35). Könnte ich dazu vielleicht auch vier braune Umschlagtitel (für Texte und Alles) bekommen?
Ferner möchte ich bitten, auch noch die beiden letzten Aushängebogen (Vorrede und Titel) gelegentlich mitzuschicken. ||
Unsere schöne Reise (2 Wochen Salzburg, 2 Wochen Tyrol) hat durch einen achttägigen Aufenthalt in München noch einen sehr schönen Abschluß erhalten. Nun geht es an die Einrichtung des Hauses, auf die wir uns auch sehr freuen.
Herzliche Grüße an die Deinigen. Auch Anna läßt bestens grüßen.
Dein Ernst Haeckel.
a gestr.: glü