Anonym an Ernst Haeckel, o. O. [20. Oktober 1914]
Hochzuverehrender Herr Geheimrat!
Mit begeisterter Zustimmung und Dankbarkeit, daß ein Deutscher, dessen Name in der Welt Klang hat, – Ferdinand Hodler so zurechtwies – habe ich und wol hunderte von Frauen im B. Lokal-Anzeiger vom 17. d. Ihren offenen Brief gelesen – heut nun kocht das deutsche Blut, und zieht sich das Herz in furchtbarem Weh zusammen beim Lesen des von „Karl Peters“ ver-||öffentlichten Artikel über die Behandlung der in London ansässigen Deutschen! Vergeblich habe ich schon vor Wochen durch Briefe der Engländer u. Amerikaner von hier, durch die englischen Zeitungen Hülfe und Gegenwirkung zu erreichen gesucht – es ist weiter in dieser furchtbaren Weise seitens der Londoner Verwaltung gegen die Deutschen gehandelt worden und umgekehrt noch immer sind hier die Engländer frei – ja sogar dreist! – nur Jemand, der so stark empfindet, so unbeirrt seinem Ge-||fühl Ausdruck verleihen kann, wie Sie hochgeehrter Herr Professor – kann hier Etwas erreichen, die Deutschen zusammen rufen, daß sie nicht schwächlich, rückgratslos da zusehen, – wir wollen nichts mehr von englischer Blutsverwandtschaft wissen – auch bei unserm Kaiserhaus darf das nicht mehr ausschlaggebend sein – wir dürfen nicht wahre Feinde hätscheln hier im Lande – sie lachen uns ja aus – nein, schlimmer, wir sind ihnen verächtlich deshalb – nicht als Güte, als Großmut sehen sie es an –, sondern, daß der kleine Deutsche noch immer glücklich ist || wenn der great English man sich mit ihm befaßt.
Oh, wenn Sie doch, hochverehrter Herr, alle Deutschen um sich sammeln wollten und ein Protest an die Regierung ginge, an die Militär-Verwaltung, an den Kaiser – wir fordern: daß die Engländer ausgewiesen oder interniert werden und daß die Gefangenen genau wie Karl Peters es aus England beschreibt gehalten werden.
Tausend Dank und Segenswünsche wenn Sie das erreichen!
Eine für Viele!