Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Julius Rodenberg, Padang, 15. Februar 1901

Padang (Sumatra). 15. Februar 1901.

Herrn Dr. Julius Rodenberg

Margarethen Str. 1. Berlin. W.

Hochgeehrter Herr Doctor!

Heute sende ich Ihnen die Fortsetzung des Manuscriptes meiner „Malayischen Reisebriefe“ für die „Deutsche Rundschau“ (4. Tjibodas, 5. Preanger, 6. Garut, 7. Djokja). Ich schicke dasselbe durch Fräulein Frida von Uslar-Gleichen, weil ich Werth darauf lege, daß meine alte Freundin mit ihrem feinen litterarischen Sinn und künstlerischen Geschmack meine mangelhafte Darstellung einer kritischen Durchsicht unterwirft. Selbstverständlich bitte ich auch Sie, bei der Durchsicht desselben nach bestem Ermessen zu verbessern und eventuell Kürzungen vorzunehmen. ||

Der letzte Theil meiner schönen Reise durch Insulinde scheint leider einen trüben Abschluß zu finden. Das neidische Schicksal hat mir hier – wie schon oft! – mitten im Vollgenuß der Reise einen bösen Streich gespielt. Gleich nachdem ich am 25. Januar wohlbehalten hier angekommen, hatte ich das Unglück, bei der Besichtigung eines Maschinen-Hauses zu fallen, und mir das linke Beingelenk so zu verletzen, daß eine ernste Entzündung die Folge war.

Ich liege nun seit drei Wochen in festem Schienen-Verbande. Ich habe diese erzwungene Muße-||Zeit benutzt, um Ihnen die heute abgehenden Reisebriefe zu schreiben. Übrigens erfreue ich mich im Hause meines hiesigen Gastfreundes, des Ingenieurs Delprat, der besten Pflege, und der sorgfältigen Behandlung eines tüchtigen Arztes. Derselbe hat heute den Verband abgenommen und mich die ersten Gehversuche (mit 2 Stöcken) machen lassen. Er ist sehr zufrieden und hofft, daß ich in 8 Tagen wieder ausgehen kann. Leider sind aber die schönen und vielversprechenden Arbeitspläne, die ich für den 6 wöchentlichen Aufenthalt in Sumatra entworfen hatte, nun elend gescheitert. „Der Neid der Götter“!! – ||

Ich hoffe am 6. März von hier über Atjeh nach Penang und am 12. von dort nach Suez reisen zu können. Wenn möglich, bleibe ich noch 14 Tage in Egypten (Cairo). Jedenfalls denke ich am 17. April in Genua und die folgende Woche in Jena einzutreffen.

Wenn möglich, schreibe ich Ihnen unterwegs noch drei Capitel: 8. Sumatra; a 9. Die Malayenb 10. Die Holländer in Insulinde. –

Für Ihren freundlichen Brief und Ihre guten Wünsche danke ich Ihnen bestens. Mit freundlichsten Grüßen an Sie und Ihre hochverehrte Frau Gemahlin

Ihr ergebenster

Ernst Haeckel.

a gestr.: 8; b eingef.: 9. Die Malayen

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
15.02.1901
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Berlin West
Besitzende Institution
GSA Weimar
Signatur
81/ V, 1, 3
ID
40363