Ernst Haeckel an Julius Rodenberg, Jena, 18. November 1895
Jena 18. November 1895.
Hochgeehrter Herr Doctor!
Endlich ist der versprochene Aufsatz über das „Challenger-Werk“ fertig geworden, den ich schon im Mai d. J. für die „Deutsche Rundschau“ begonnen hatte, dessen Vollendung aber durch meine längere Krankheit unterbrochen wurde. Ich sende Ihnen nun beifolgend diese 25 Folia mit der Bitte, dieselben kritisch durchzuführen, und überflüssige oder etwaige Wiederholungen enthaltende Sätze zu streichen. Wie Sie sehen werden, hat meine Frau schon theilweise Kritik geübt und mehrere Seiten gestrichen (auf S. 20, 21, 25 etc). ||
Ich bin gegen die Producte meiner Feder besonders dann sehr mißtrauisch, wenn sie in so unliebsamer Weise für längere Zeit unterbrochen und dann wieder neu aufgenommen wurden. Falls Ihnen der Aufsatz überhaupt nicht für die „D. R.“ passend erscheint, bitte ich ihn zurückzusenden.
Andernfalls bitte ich um Zusendung der Correctur und von 90 (Neunzig) Separat-Abdrucken.
Mein gebrochenes Fußgelenk ist jetzt ziemlich wiederhergestellt. Nachdem ich 11 Wochen krank gelegen, habe ich (mit gutem Erfolge) eine 4 wöchentliche Cur in Baden-Baden gebraucht. ||
Immerhin werde ich noch mehrere Monate brauchen, um die volle Beweglichkeit des steifen Fußes (– wenn überhaupt! –) wieder zu erlangen. Da ich nun bereits auf das Endziel der „Siebziger“ los steure, hat dies lange und schmerzhafte Krankenlager mich zu manchen „Finale“-Betrachtungen veranlaßt.
Hoffentlich geht es Ihnen und den Ihrigen gut.
Mit freundlichen Grüßen
hochachtungsvoll
Ihr ergebenster
Ernst Haeckel.