Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Julius Rodenberg, Jena, 10. Mai 1878

Jena 10. Mai 1878.

Hochgeehrter Herr Doctor!

Beifolgend beehre ich mich, Ihnen zur eventuellen Aufnahme in die „Deutsche Rundschau“ den Vortrag über „Zellseelen und Seelenzellen“ zu senden, welchen ich am 22. März d. J. in der „Concordia“ zu Wien gehalten habe. Der Vortrag hat mehr Beifall, aber auch mehr Widerspruch gefunden, als jeder meiner früheren Vorträge, wie Sie vielleicht aus den betreffenden Notizen der Wiener Blätter bereits ersehen haben. ||

Da ich allerdings ein besonderes Gewicht auf den Gegenstand lege, würde es mir zur Freude gereichen, wenn der Vortrag zuerst in der „Deutschen Rundschau“, als dem besten Organe unserer höheren Bildungs-Interessen, erschiene. Die spätere Publication als separate Broschüre würde ich mir dabei vorbehalten.

Sollte Ihnen aus irgend einem Grunde die Aufnahme des Vortrags in die „Deutsche Rundschau“ nicht wünschenswerth erscheinen, so würde ich freundlich bitten, mir das Manuscript baldigst || zurückzusenden. Es haben sich bereits Westermanns Monatshefte und mehrere andere Blätter um den Vortrag beworben. Die Redaction von „Nord und Süd“ telegraphirte sogar nach Wien, mit dem Zusatze: „Ihre Bedingungen sind die unseren“! Ich antwortete, daß ich bereits darüber verfügt hätte.

Mit der Bitte um baldgefällige Antwort und mit hochachtungsvollem Gruße

Ihr ergebenster

Ernst Haeckel

verte ||

P.S. Der Titel „Zellseelen und Seelenzellen“ scheint mir passender, als die Bezeichnung, unter der der Vortrag in Wien angekündigt war: „Entwickelung der Thierseelen und der Thierstaaten“.

E. H.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
10.05.1878
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
GSA Weimar
Signatur
81/ V, 1, 3
ID
40291