Ernst Haeckel an Julius Rodenberg, Jena, 12. Februar 1877
Jena 12 Febr. 77
Hochgeehrter Herr Doctor!
Sie dürfen überzeugt sein, daß ich nach Kräften dazu beitragen werde, die „Deutsche Rundschau“ zu unterstützen. Je mehr ich mich überzeuge, wie dieselbe unter Ihrer vortrefflichen Leitung Ihrer Aufgabe gerecht wird, das uns bis dahin fehlende, große deutsche Centralblatt für Literatur wirklich zu schaffen, und je mehr ich mich dabei von den Schwierigkeiten überzeuge, mit denen Sie zu kämpfen haben, desto mehr suche ich in meinem Kreise für Sie zu wirken. ||
Daß ich selbst bisher nicht mehr dafür leistete, liegt einzig und allein in der Überhäufung mit dringenden Arbeiten.
Die Angriffe hageln neuerdings so dicht, daß ich gezwungen bin, durch neue selbstständige Leistungen darauf zu antworten. Außerdem werde ich von der demnächst erscheinenden naturwissenschaftlichen Zeitschrift „Kosmos“ in Anspruch genommen, einem Central-Organ für Entwicklungslehre.
Und wieviel Zeit nehmen mir meine akademischen Schreibereien etc. ||
Trotzdem verspreche ich Ihnen, bald thunlichst Ihnen einen Aufsatz für die Deutsche Rundschau zu senden. Ich hatte schon im November v. J. einen solchen begonnen, über die Challenger-Sammlungen und Spiritismus-Discussion, die ich im September bei dem British Association Meeting in Glasgow bewundert. Leider wurde ich unterbrochen. Am 24. Februar gehe ich auf 2 Monate nach Corfu.
Vielleicht finde ich dort Zeit und Gelegenheit, Ihnen einen Aufsatz fertig zu machen.
Jedenfalls seien Sie meiner aufrichtigsten Sympathie gewiß!
Hochachtungsvoll
Ihr ergebenster
E. Haeckel