Ernst Haeckel an Konrad Deubler, Jena, 19. März 1874
Jena 19 März 74
Lieber Herr Deubler!
Durch Ihre freundliche und reiche Sendung, die vorgestern hier eintraf, haben Sie mich wahrhaft gerührt! Haben Sie herzlichen Dank dafür!
Besonders gefreut haben mich die schönen Versteinerungen von der Gosau. Sie sind sehr interessant und fehlten noch in meiner Sammlung. Gerade die Alpenkalk-Versteinerungen von der Thorstein-Dachstein-Gruppe (zur Trias gehörig) sind sehr wichtig und lehrreich! ||
Auch das Edelweiß, das ich oben auf den Naßfelder-Tauern und bei Heiligenblut oft gepflückt habe, hat mich sehr gefreut! und nicht minder das Gehörn der kleinen Gemse!
Aber die werthvollen Antiquitäten, die Sie oben bei Hallstatt gefunden haben, sind viel zu werthvolle Geschenke für mich. Da ich nicht selbst Archaeolog bin, kann ich sie auch nicht wissenschaftlich verwerthen. Wenn Sie dieselben sonst nicht verwerthen können, so werde ich dieselben || vorausgesetzt, daß Sie damit einverstanden sind, an einen meiner archaeologischen Freunde, Prof. Moriz Wagner in München (natürlich als Ihr Geschenk!) geben; wo sie in der Staatssammlung, mit dem Namen des Gebers versehen, aufgestellt und beschrieben werden. Einstweilen werde ich sie aber behalten.
Daß Sie noch immer an Ihrem Fuße leiden, bedauere ich sehr. Ich kann Ihnen Nichts besseres rathen, als möglichste Ruhe und Schonung! || Ferner werden Sie gut thun, den ganzen Fuß (von den Zehen angefangen bis über die Knöchel hinauf!) einige Wochen hindurch fest zu wickeln – (mit einer Flanellbinde 2–3 Zoll breit, oder auch Leinwandbinde). Der Barbier kann es Ihnen am besten zeigen. Vielleicht thun auch warme Bäder gut. Vor Allem aber möglichste Ruhe und Schonung, wochenlang!
Hoffentlich melden Sie mir bald Besserung! Mit den herzlichsten Grüßen und wiederholtem Danke Ihr ergebenster
Haeckel