Ernst Haeckel an Bartholomäus von Carneri, Jena, 7. August 1890
Jena 7.8.90
Lieber und hochverehrter Freund!
Für Ihre liebenswürdige und ausführliche Auskunft auf meine Fragen sage ich Ihnen meinen herzlichsten Dank. Leider werden wir wahrscheinlich keinen Gebrauch davon machen können, und die beabsichtigte Reise nach Wien Steiermark und Triest aufgeben müssen, da sich das Befinden meiner armen Frau verschlimmert hat. Falls sie in einigen Wochen reisefähig werden sollte, wird sie wahrscheinlich a ein Mineral-Bad aufsuchen müssen. ||
Sollte es mir trotzdem möglich sein, noch auf einige Wochen in die östlichen Alpen zu gehen, so würde ich Ihnen dies vorher schreiben. Sonst hoffe ich jedenfalls im nächsten Jahre Sie wiederzusehen!
Daß Emil Strauss in Bonn Ihr neues Buch in Verlag genommen hat, freut mich außerordentlich; ich bin sehr gespannt darauf!
– Haben Sie den neuen „Kosmos“ von Hermann Wolff in Leipzig gesehen? Diese 2 Bände der „Weltentwickelung nach monistisch psychologischen Principien“ (Leipzig, Friedrich) enthalten viel || Gutes; doch sind mehrere wichtige Fragen (u. A. „Unsterblichkeit“) nicht consequent monistisch behandelt. Im Ganzen sind doch viele erfreuliche Fortschritte unseres Monismus zu verzeichnen!
Mit freundlichen Grüßen an Sie und Ihre lieben Kinder, sowie nochmaligem herzlichen Dank
Ihr treu ergebener
Ernst Haeckel
a gestr.: in