Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Bartholomäus von Carneri, Potsdam, 14. Februar 1889

Potsdam 14. Febr. 1889.

Lieber und hochverehrter Freund!

Da ich Sie zu meinen liebsten und besten Freunden zähle, kann ich Ihnen beifolgende Trauerkunde nicht ohne innigen Händedruck senden. Ich verliere in meiner herrlichen Mutter das Menschenherz, dem ich am meisten von Allen verdanke. Es war mir ein großer Trost, ihr noch die letzten Tage ihres arbeitsreichen Erdenwallens verschönern und erleichtern zu können. Seit 7. Februar bin ich hier und kehre am 18 zurück nach Jena. ||

– Welch’ eine Kluft zwischen dem Lebensende eines solchen idealen Frauen-Herzens, voll Reinheit, Hoheit, Güte, Entsagung, Menschenliebe – und demjenigen Ihres unglücklichen Kronprinzen Rudolf! Bald dürfte es heißen: Finis Austriae! –

Ihr lieber Brief hat mich sehr erfreut! Herzlichen Dank dafür! Mit freundlichsten Grüßen an Sie und Ihre lieben Kinder

Ihr treuer alter

Ernst Haeckel ||

[Beilage gedruckte Todesanzeige:]

Heute Nachmittag um 3 Uhr entschlief nach längerem Leiden unsere theure Mutter, die verw. Ober-Regierungsräthin

Charlotte Haeckel

geb. Sethe,

im neunzigsten Lebensjahre.

Potsdam, den 12. Febuar 1889.

Carl Haeckel,

Landgerichtsrath in Potsdam.

Ernst Haeckel,

Professor in Jena.

Die Beerdigung findet am Freitag, den 15. d. Mts., Nachmittag 3 Uhr von der Leichenhalle des neuen Kirchhofes aus statt.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Datierung
14.02.1889
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Slg. Wilhelm Börner
Signatur
H.I.N. 167215
ID
40154