Ernst Haeckel an Georg II., Herzog von Sachsen-Meiningen, Jena, 25. Februar 1905
Zoologisches Institut
der Universität Jena.
Jena 25.2.1905.
Durchlauchtigster Herr Herzog!
Für den freundlichen telegraphischen Glückwunsch, durch den Ew. Hoheit und Ihre hochverehrte Frau Gemahlin mich an meinem 71.sten Geburtstage erfreuten, sage ich Ihnen meinen herzlichsten Dank. Ich habe das neue Lebensjahr in befriedigender Gesundheit angetreten und kann auf die akademische und litterarische Tätigkeit des verflossenen Jahres (meines 44.sten als Docent in Jena) mit Befriedigung zurückblicken. ||
Zu meinem aufrichtigen Bedauern hörte ich, daß in diesem Winter (– der hier zwar sehr milde, aber durch eine Influenza-Epidemie ausgezeichnet war –) sowohl die Gesundheit Ew. Hoheit als Ihrer Frau Gemahlin Manches zu wünschen übrig ließ. Ich hoffe und wünsche von Herzen, daß Sie Beide wieder ganz hergestellt sind und des kommenden Frühjahrs sich in ungetrübtem Wohlsein erfreuen.
Sehr gefreut habe ich mich zu hören, daß Ew. Hoheit den Wunsch unserer philosophischen Facultät, Ihnen bei Gelegenheit || der im Mai bevorstehenden Schiller-Feier die philosophische Doctor-Würde honoris causa verleihen zu dürfen, gnädigst genehmigt haben. Ich persönlich hatte diesen Wunsch schon vor längerer Zeit geäußert.
Die bevorstehenden Oster-Ferien werde ich hier bleiben, um die beiden freien Monate der Revision und Ordnung des Zoolog. Museums und da immer stärker wachsenden Bibliothek und Correspondenz zu widmen.
In bekannter aufrichtiger Verehrung bleibe ich stets Ew. Hoheit und Ihrer Frau Gemahlin
dankbar ergebener
Ernst Haeckel.