Ernst Haeckel an Helene Freifrau von Heldburg, Jena, 19. Februar 1902
Zoologisches Institut
der Universität Jena.
Jena,19.2.1902.
Hochverehrte Gnädige Frau!
Für den freundlichen telegraphischen Glückwunsch, den Sie und Ihr hochverehrter Herr Gemahl mir zu meinem 68.sten Geburtstage zu senden die Güte hatten, sage ich Ihnen meinen herzlichsten Dank! Hoffentlich geht es Ihnen recht gut, und hat Seine Hoheit der Herr Herzog sich von seinem letzten Unwohlsein vollständig erholt, so daß Sie bald die gewohnte Frühlingsreise nach dem Süden (– Riviera oder Corsica?) antreten können. ||
Ich habe in letzter Zeit viel mit den Zoologischen Sammlungen von Insulinde zu thun gehabt, größtentheils Korallen. Zu den 50, von mir gesammelten Kisten sind noch 30 andere gekommen, welche der K. Deutsche Consul in Padang (Sumatra), Herr Schild (ein großer Natur-Freund und Sammler) nachträglich für unser Zool. Museum gesammelt hat.
Jetzt beschäftige ich mich fast ausschließlich mit der Vollendung der „Kunstformen der Natur“ (Heft 9. und 10.). Die beiden Hefte 7. und 8. hoffe ich Ihnen im Sommer schicken zu können. ||
Von den bösen „Welträthseln“ ist jetzt abermals eine Neuauflage nöthig geworden (VII., 14. und 15. Tausend). Jetzt scheint die englische Übersetzung besonders in Nord-America stark zu wirken, wie ich aus vielen Briefen und Zeitungs-Artikeln ersehe.
Meiner Frau und Tochter geht es in diesem ungewöhnlich milden Winter verhältnißmäßig gut. Beide senden mit mir Ihnen und Ihrem Herrn Gemahl unsere ergebensten Grüße und besten Wünsche!
In aufrichtigster Verehrung
Ihr ganz ergebener
Ernst Haeckel.