Eduard Daelen an Ernst Haeckel, Düsseldorf, 30. August 1919
EDU DAELEN
DÜSSELDORF, 30.8.19.
KÜNSTLER-ATELIERHAUS
SITTARDSTR. 5
FERNSPR. 7543
Hochverehrter Meister!
Was Sie in Ihrer unvergleichlichen Güte und Freundlichkeit mir wieder an Dokumenten zugesandt haben, ist mir so über alle Maßen spannend interessant und wertvoll, wie ich gar nicht zu schreiben vermag.
Ihre Abhandlung „Natur und Geist“ versetzt mich in helles Entzücken. Besseres habe ich nie gelesen. Der einleitende Vergleich ist grandios und dem entsprechend auch, wie Sie „Die Heiligen und Ritter“ abführen. Ein Satirspiel für Götter! Und || Wilhelm II – wie gut daß Sie sicher in Jena sitzen, (es gibt auch heute noch Denunzianten, vielleicht mehr als je) – wo jetzt die neuen Unternehmungen entsprießen, die meine freudigste Bewunderung erregen. Die liebliche Saalestadt wird durch die Sammlungen Ihrer erfolgreichen Wirksamkeit zweifellos ein Mekka für die ganze gebildete Welt werden, da es dadurch für die biologische Entwicklung der Zukunft den größten Fortschritt zu bilden unbedingt geeignet ist. Wie muß da das neue Werk von Dr. Heinrich Schmidt inhaltreich und fesselnd sein!
So steigert sich auch noch ungemein die Sehnsucht in mir, wiederum die mir schon so lieb gewordenen Stätten aufzu-||suchen, um in eingehendstem Studium mein Wissen mit den kostbarsten Belehrungs- und Erkenntnißschätzen fördern zu können.
Hoffentlich wird es mir meine Arbeit in absehbarer Zeit erlauben, diesen heißen Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen und damit mir auch die höchste Freude zu bereiten, Sie nochmals persönlich begrüßen zu dürfen.
Ihr
dankbarst ergebener
Schüler
Eduard Daelen.