Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Richard Semon, Jena, 26. Juni 1901

Jena, den 26.6.1901.

Lieber Semon!

Beifolgend sende ich Ihnen das Schreiben an Ziehen, betreffend Köllikers Piraten-Publication über Monotremen-Gehirn; ich bitte Sie dasselbe zu unterschreiben und nach Utrecht abzuschicken.

Den Brief unseres Freundes Fürbringer an mich, betreffend die weitere Publication Ihrer „Australischen Forschungsreisen“, lege ich Ihnen zur Kenntnißnahme bei. Aus einem eingehenden Gespräche, das ich kürzlich mit Fischer darüber hatte, gewann ich die Überzeugung, daß er gesonnen ist, jedenfalls die Publication in würdiger Weise durchzuführen. ||

Dagegen habe ich wiederholt vergeblich versucht, unsren Gönner Dr. P. v. Ritter zu einer weiteren Subvention zu bewegen; es scheint, daß seine reichen Mittel jetzt durch andere Bedürfnisse in Anspruch genommen sind. Dasselbe gilt von der Erträgnissen unserer hiesigen „Ritter-Stiftung“. Von unserer Naturwiss. Medicin. Gesellschaft ist auch Nichts mehr zu erwarten; wir haben bei Fischer noch bedeutende Schulden!

Trotzdem hoffe ich, daß Ihr schönes und monumentales Werk zu unserer vollen Befriedigung zu glücklichem Ende geführt werden wird.

Wenn ich im Herbst zur Hochzeit meines Sohns nach München komme, werde ich Ihnen Vieles zu erzählen haben. Seit meiner Rückkehr bin ich hier mit Arbeit verschiedenster Art überhäuft; daher nur noch in Eile Ihnen und Ihrer lieben Frau Gemahlin einen herzlichen Gruß von Ihrem alten

Ernst Haeckel

P. S. Das schöne Kästchen, das die kunstreiche Hand Ihrer lieben Frau so sinnig mit Figuren aus meinen „Kunstformen d. N.“ geschmückt hat, wird täglich gebraucht.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
26.06.1901
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Bayerische Staatsbibliothek München, Abt. für Handschriften und Seltene Drucke
Signatur
Cgm 8032
ID
39864