Deubler, Konrad

Konrad Deubler an Ernst Haeckel, [Goisern, 15. November 1883]

[15/11 83]

Einen herzlichen Gruß vom Salzkamergut an den Deutschen Darwin! von seinen treuen Freund, den Alten Wirbel-Thier von Primesberg.

Der oft schon, ähnlicha dem Göthieschen Faust seinem Gretchen gegenüber: „Ach könte ich nur ein Stündchen dir am Busen hängen“ gewünscht; ach könnte ich mich auch ein paar Stunden mit den größten Denker und Forscher der Gegenwart unterhalten! Doch aus diesem Wunsche wird nichts werden, ich muß mich mit den Bilde und Schriften, die ich in meinem Zimmer habe, begnügen, und das ist ja die Quintessenz vom wirklichen, persönlichen Professor Häekl.

Da ich schon lange nichts von Ihnen vernohmen, so werden Sie einen Manne der Sie so Hochachtet und Vereehrt, nicht bösse sein, wenn ich Sie freundschaftlich Ersuche, Auf mich nicht ganz zu vergessen. Denn seit ich das Biblische Christentum aufgegeben habe, ist mir der einzige Ersatz der Freundschafts-Cultus! ||

Ich bin, trotz dem, das bei uns in Östereich die Wogen der Reaction ziemlich hoch gehen, doch den Freidenker-Verein beigetretten, die Sontagsblätter von Specht haben mich dazu angeregt, sein „Menschenthum“ ist in meiner Gemeinde, nebst Ihrer Schöpfungsgeschichte gerne gelesene Schriften.

Ich lebe auf meinen Einsamen Primesberg glüklich, gesund und zufrieden, und denke noch lange auf den kleinen Hügel nicht, den die Menschen Grab nennen!

Leben Sie wohl Edler Menschenfreund, und vergessen Sie nicht auf Ihren alten treuen Freund im fernenn Salzkamergut!

Grüssen Sie mir Ihre liebe Frau und behalten Sie mich lieb.

Ihr treuer

Konrad Deubler

a irrtüml.: änhlich

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
15.11.1883
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 3968
ID
3968