Ernst Haeckel an Ernst Ehlers, Jena, 15. Juli 1893
Jena | 15. Juli 1893
Lieber Ehlers!
Unser Freund und College Otto Hamann entpuppt sich immer mehr als ein vollkommener Schurke und Erzlügner. In seinera letzten Eingabe an das Gericht leugnet er, daß er sich bei mir um die Ritter-Professur beworben habe (– obwohl sein bezüglicher Brief bei den Acten liegt! –). Ferner giebt er an, daß ihm der Staat – als Anerkennung für sein ausgezeichnetes Werk – || „die Professur der Zoologie in Göttingen übertragen und somit dieselbe Stellung verliehen habe, welche Prof. Haeckel in Jena einnimmt.“
Daß er sich selbst als Mitarbeiter derb ultramontanen (– von Jesuiten redigirten –) Wiener Litteraten-Zeitung entlarvt hat, habe ich Ihnen seinerzeit wohl mitgetheilt.
Den Leihschein der Göttinger Bibliothek, auf den sich die Einlage bezieht, haben Sie wohl die Güte mir direct oder indirect zu verschaffen. || Ich habe an den Ober-Bibliothekar nicht direct geschrieben, weil ich ihn nicht kenne.
Der Proceß vor dem hiesigen Schöffen-Gericht wird wohl in 2–3 Wochen zur Verhandlung kommen.
Indem ich Ihnen für Ihre Bemühung im Voraus bestens danke, bleibe ich mit freundlichen Grüßen
Ihr alter
Ernst Haeckel.
P.S. Falls Sie eine außer-europäische Art von Amphioxus in Ihrer Sammlung besitzen, bitte ich um zeitweilige Überlassung (zur Vergleichung). Für Ihre Bryozoen-Arbeit besten Dank!c
a eingef.: seiner; b korr. aus: des; c Text weiter am linken Rand von Seite 3, quer zur Schreibrichtung: Für Ihre … Dank!