Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Ernst Ehlers, Jena, 28. Dezember 1873

Jena 28 Dec. 73

Lieber Ehlers!

Für Ihren freundlichen Brief und Sendung besten Dank. Ich habe mich sehr gefreut, daß unsere Ansichten über Infusorien-Organisation so übereinstimmen; die Arbeit von Cuesto ist ja recht hübsch. Was Sie über Greeffs Absichten bemerken, halte ich für richtig, habe sogar directe Mittheilungen darüber. || Sein Cokettriren mit Ehrenberg ist wohl auch nur auf Berlin berechnet.

Da Sie gern nach Göttingen gehen, gratulire ich Ihnen zur Rückkehr in Ihre Heimath von Herzen. Ich würde übrigens keinesfalls hingegangen sein; ich passe nicht dahin. Auch hat vielleicht der brave Lotze recht, wenn er befürchtet, daß keine deutsche Facultät mich berufen könne. ||

Sie erwähnen in Ihrem Briefe Kleinenberg als Ihren eventuellen Nachfolger in Erlangen. In kann Ihnen denselben bestens in jeder Beziehung empfehlen. Sie scheinen anzunehmen, daß er noch sehr jung ist. Das ist aber durchaus nicht der Fall. Sein Bart ist schon ziemlich grau. Er wird einige Dreißig sein. Sein einziger Fehler ist, daß er langsam arbeitet und etwas schwer von Entschluß ist. || Im Übrigen ist er sehr kenntnißreich und scharfsinnig denkend und besonnen, persönlich auch sehr angenehm. Er ist seit einem Jahr bei Dohrn in Neapel; a würde aber die Berufung nach Erlangen wohl annehmen.

– Indem ich ihn warm empfehle, habe ich lediglich das fachliche Interesse im Auge. Wir haben keinen Überfluß an guten Zoologen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Haeckel

a gestr.: die

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
28.12.1873
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
SUB Göttingen, Handschriften und Nachlässe
Signatur
Cod. Ms. E. Ehlers 661 (2)
ID
39670