Deubler, Konrad

Konrad Deubler an Ernst Haeckel, Goisern, 21. Februar 1881

Dorf Goisern den 21 Februar 1881.

Hochverehrter Freund!

Das lezte Lebenszeichen von Ihnen, Erhielt [ich] von Italien, was mich unendlich Erfreut hat. Da ich aber jezt schon lange nichts von Ihnen gehört und Erfahren habe, so werden Sie einen Alten treuen Freunde, der Sie so Hochachtet und Sie gleich einen Heiligen verehrt, gewiß nicht für Übel aufnehmen, wenn ich mich Erkundige wie es Ihnen geht. Ich halte mich an Sie so lange ich alter 67jähriger Greiß noch zu leben habe, wie der Gläubige an seinen Christus, wenn er singt: Meinen Jesum lasse ich nicht! Ich Ersuche Sie daher, mich mit einen Lebenszeichen von Ihren gegenwärtigen Leben zu Erfreuen! Auch wäre ich sehr Neugierig ob noch jemahls ein literarisches Produkt aus Ihrer Feder noch erscheinen werde? (das auch für mich verständlich wäre.) Was freilich || in der gegenwärtigen Reaktions Periode seine Schwierigkeiten haben würde –.

Auch muß ich Sie um einen Rath Ersuchen, Dr. August Specht aus Gotha, der Herausgeber des „Menschenthums“ (das ich schon vielle Jahre in unserer Gemeinde verbreite) hat mich Eingeladen zum beitrit zum Freidenker Bund. Ob es gegenwärtig, da bei uns in Östereich wo jezt die Clerikalen Elemente wieder ganz oben auf sind, ich es wagen dürfte? Denn ein gebrantes Kind fürchtet das Feuer!

Auch wissen Sie gewiß etwas näheres über die 5te Auflage von Moleschots Kreislauf des Lebens, ob denn die 4 noch ausständigen hefte überhaubt nicht Erscheinen werden?

Lassen Sie einen Alten Freunde keine Fehlbitte thun, und Erfreuen Sie mich mit einigen Zeillen.

Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb. Einen herzlichen Gruß an Ihre liebe Frau. Auf den Primesberg werden Sie diesen Sommer gewis Erwarttet!

Ihr treuer Freund

Konrad Deubler

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
21.02.1881
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 3961
ID
3961