Leonhard Schultze an Ernst Haeckel, Neapel, 14. Januar 1897
Hochverehrter Herr Professor!
Heute morgen empfieng ich Ihren Brief. Sie können Sich von meiner grenzenlosen Freude keine Vorstellung machen! Unter Ihrer persönlichen Führung die wunderbare Welt des Plankton kennen zu lernen – das Glück habe ich mir in der That nie träumen lassen, und ebensowenig habe ich die große Auszeichnung verdient, die damit verbunden ist. Ich danke Ihnen, || hochverehrter Lehrer, von ganzem Herzen, daß Sie mich so Ihres Wohlwollens und Vertrauens würdigen!
Wie Sie mir vorschlagen, werde ich gleich mit Ihnen nach Messina fahren; was hält mich denn in Neapel wenn mir solche Aussichten winken.
Die Pension, in der ich wohne, ist jetzt ganz voll geworden. Aber ich kann Ihnen das Haus, in dem Herr Prof. Ruge abgestiegen ist, das ich auch aus eigener Erfahrung als || gutes Absteigequartier kennen gelernt habe, die Pension Schlegel (mit oder ohne Mahlzeiten, Rampe Brancaccio.) gut empfehlen. Dort werde ich mich für jeden Fall – ohne jegliche vorherige Verpflichtung – nach einem guten Zimmer für Sie umsehen und den Auftrag geben, mich von Ihrer Ankunft zu benachrichtigen.
Wenn Sie mir von San Remo aus den Tag Ihrer Ankunft in Neapel mitteilen würden, könnte ich Sie selbst vom Bahnhof auf dem schnellsten Wege || in das Quartier begleiten.
Ich hoffe, daß Ihre Frau Gemahlin an der Riviera sich recht erholen und mit dauerndem Erfolg nach Hause zurückkehren wird.
Mit hochachtungsvollem Gruß und in freudigster Erwartung Ihrer Ankunft bleibe ich
Ihr dankbar ergebener Schüler
L. Schultze.
Napoli. 14.1.97.