Ernst Haeckel an Agnes Haeckel, Weligamma, 10. Januar 1882

Weligamma 10/ 1 82

Liebste Agnes!

An dem elften Geburtstage unserer lieben Lisbeth bin ich natürlich in Gedanken besonders Viel bei Euch und wünsche mit Dir dem lieben Kinde Alles Gute und Beste! Ich denke, wir werden noch recht viel Freude an ihr erleben. Ich hätte so gerne etwas Hübsches geschickt; es war aber nicht möglich. Hier in dem einfachen indischen Dorfe giebt es überhaupt Nichts zu kaufen, was die großen Kosten des Transportes lohnte. Also wollen wir die Geburtstagsfeier noch nachholen, wenn ich wieder in Jena bin, zusammen mit der meinigen.

Dieser Brief wird wohl einige Tage vor meinem Geburtstage in Jena eintreffen und kann Dir dann sagen, daß ich auch an diesem Tage ganz besonders an Euch Lieben denken werde; wenn ich nur erst wieder Euch Alle gesund und glücklich wieder umarmen kann! ||

Mir geht es fortdauernd hier sehr gut. In einigen Tagen packe ich meine Kisten und Sammlungen ein. Die Zahl der Kisten wird sich wohl auf 40 belaufen. Ich bin sehr fleißig gewesen und habe die kostbare Zeit nach Kräften ausgenutzt. Die folgende Reise wird mehr Erholung sein. Das Sammeln, Abbalgen und Ausstopfen der Vögel u.s.w. hat mir vielen Schweiß und bei den zerschundenen Händen auch viel Blut gekostet; ich bin froh, daß diese saure Arbeitszeit vorüber ist. Die Bestien aus allen Classen sind hier mit Stacheln, Dornen, Giftdrüsen, Brennhaaren u.s.w bewaffnet. Die schöne Sammlung ist also mit schweren persönlichen Opfern erkauft; hoffentlich kommt sie gut nach Hause! Wie freue ich mich schon jetzt auf die Heimkehr!

Mit 1000 Küssen

Dein treuer Ernst.

Brief Metadaten

ID
39117
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Welligamma
Entstehungsland aktuell
Sri Lanka
Entstehungsland zeitgenössisch
Großbritannien (British Empire)
Datierung
10.01.1882
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
1
Format
14,2 x 22,6 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 39117
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Haeckel, Agnes; Welligamma; 10.01.1882; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_39117