Bergen 26. Aug. 69.
Meine liebe süße Frau!
Ich will nicht Böses nicht Bösem vergelten, sondern Dir schon wieder schreiben, obwohl ich noch immer vergeblich auf einen Brief von Dir hoffe und harre. Von Gegenbaur habe ich gestern einen bekommen. ‒
Ich habe stündlich große Sehnsucht nach Hause, zu Dir und zu unserem süßen Putti-Walterchen, und käme lieber heute als morgen zurück. Wenn nur die verwünschten Kalkschwämme nicht wären, nach denen ich leider, bis jetzt ganz vergeblich gesucht habe. Mein hiesiger Aufenthalt ist höchst ungemüthlich, das Wetter abscheulich kalt und naß, ohne Unterbrechung. Das Einzige Gute sind meine vortrefflichen deutschen Wirthsleute, die Alles thun, mir es hier möglichst angenehm zu machen. ||
Ich hoffe nun sehr, in den nächsten Tagen einen ausführlichen lieben Brief zu bekommen. Meine beiden Briefe wirst Du inzwischen erhalten haben, auch den vom Sogne-Fjord? Hoffentlich geht es Dir und unsern Herzens-Kindchen recht gut, und wir haben in Berlin ein recht frohes Wiedersehen. Wie nett gemüthlich wollen wir den Winter zusammen leben! Ich denke, wenn nicht die Schwämme einen Querstrich machen, den 17. Sept. In Berlin einzutreffen, da mein Bruder seine Hochzeit am 18. halten will. Du kommst wohl schon Anfang Sept. hin. Wie herrlich soll unser Wiedersehn sein! – Versäume nicht, mir Hierher 4–6 Abdrücke von der Schwammarbeit unter Kreuzband zu schicken, ferner je zwei Abdrücke von meinen beiden Medusen-Aufsätzen (über die Crambessiden und über die fossilen Medusen) Adresse: Herr Sadelmager Rohde Pundersmuget. Bergen.
Innigsten Gruß und Kuß Dir und unserm lieben Wälti-Liebchen.a Herzlichste Grüße an die liebe Mamma und das gute Clärchen.b
Beifolgende Blätter schicke an Gegenbaur und an meine Eltern.c
a Text weiter am oberen Rand von S. 2: Innigsten … Wälti-Liebchen.; b Text weiter am linken Rand von S. 2: Herzlichste … Clärchen.; c Text weiter am linken Rand von S. 1: Beifolgende … Eltern.