Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 11. April 1884
Jena 11. April 84.
Liebste Mutter!
Diese Zeilen sollen Dir nur einstweilen den herzlichen Gruß zum Osterfest bringen. Ich selbst komme erst Mittwoch Abend (16.) und bleibe bis zum 26. Ich wollte erst zum Feste kommen. Aber Frau und Kinder wollten mich nicht fort lassen. Walter ist seit 6 Tagen hier und recht frisch. Wir haben schon vollen Frühling! Alle Obstbäume blühen, das erste Mal im eigenen Garten! Wenn es so fort geht, wird es ein herrliches Frühjahr. ||
Am 8. April (am Geburtstage der Großherzogin) beglückte mich der Serenissimus mit dem Comthur-Kreuz des weißen Falken-Ordens (am rothen Bande um den Hals zu tragen)! Jena ist darüber sehr aufgeregt! Es haben diese Auszeichnung nur 3 der ältesten Professoren. Den alten Orden habe ich ganz neu (d.h. niemals getragen! –) zurückgeschickt. Eine ganz andere Ehre steht mir noch in nächster Woche bevor! (Ich bleibe aber doch „Dein alter Junge“!)
Mit herzlichstem Gruße, auf frohes Wiedersehen
Dein treuer
E.H.