Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 29. Oktober 1880
Jena 29 Oct 80
Liebste Mutter!
Heute nur herzlichsten Gruß und die Mittheilung, daß die Apotheken-Documente vom Berliner Amts-Gericht hier eingetroffen sind. Es sind 5 dicke Acten-Fascikel, die ich nicht verstehe. Ich werde sie Carl mitbringen. Zu thun habe ich dabei, soviel ich ersehen kann, weiter Nichts.
– Seit meiner Rückkehr bin ich fast ausschließlich mit den heftigsten Kämpfen über Besetzung der Anatomie-Professur hier beschäftigt. Der bisherige || Anatom, Prof. Schwalbe geht nach Königsberg und hatte a hinter meinem Rücken in der schmählichsten Weise agitirt und einen meiner schlimmsten wissensch. Gegner herzusetzen versucht. Ich habe aber (durch meine Vorstellungen beim Ministerium und beim Senat) einen glänzenden Sieg davon getragen, für mich, und noch mehr für mein liebes Jena! –
Die gestern begonnenen Vorlesungen sind (wider Erwarten) glänzend besucht, über 60 Zuhörer!
Hier ist Alles wohl!
Herzlichste Grüße
Dein Ernst.
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