Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 21. Dezember 1875
Jena 21 Decbr 75
Liebste Mutter!
Da ich nicht weiß, ob die beiden Exemplare meiner „Arabischen Korallen“, welche Dir Ernst Reimer direct von Berlin schicken wird (− Eins für Dich, eins für Karl −) noch rechtzeitig vor Weihnachten eintreffen, schicke ich Dir beifolgend noch ein drittes Exemplar. Du kannst dasselbe später nach Belieben verwenden, vielleicht an Louis Mulder schicken. || Einstweilen laß es bei Dir liegen. An Tante Bertha schicke ich ein Exemplar direct durch Reimer.
Hoffentlich gefällt Dir das Opus. Ich finde es recht hübsch ausgefallen. Da ich kein Honorar bekomme, sondern freiwillig darauf verzichtet habe, hat Reimer den Preis sehr niedrig gestellt: 20 Mark in Prachtband, a 15 Mark b in einfachem Carton. || Zugleich sende ich Dir auf Deinen Weihnachtstisch die bisher erschienenen Lieferungen (No. 1–7) der „Rheinfahrt“ mit. Ich hoffe, die Lectüre wird Deinem Rheinländischen Herzen Freude bereiten.
Ich habe mich sehr gefreut, daß die „Arabischen Korallen“ noch vor Weihnachten fertig wurden. Noch vor 8 Tagen war es sehr zweifelhaft. Ich habe Reimer tüchtig drängeln müssen. || Wie c gerne käme ich selbst Weihnachten zu Dir! Aber ich muß arbeiten. Am 12. Jan muß ich meinen Vortrag halten, und werde gute 3 Wochen dazu brauchen. Dafür besuche ich Dich sicher zu Ostern. Agnes schreibt Dir in den nächsten Tagen.
Seid zu Weihnachten recht vergnügt! Mit herzlichsten Grüßen
Dein treuer Ernst.
P.S. Der neue Weißwein ist ganz gut. Zufällig hatten wir jüngst eine der letzten (und daher schlechtesten) Flaschen gekostet.
a gestr.: 10; b gestr.: oh; c gestr.: ka