Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 18. Dezember 1888
Jena
18 Decb 1888.
Mein liebes Mutterchen!!
Zu dem herannahendem Weihnachtsfeste möchte ich Dir gerne irgend eine Freude oder Erquickung bereiten; wenn das irgend wie möglich ist, bitte ich, es Dir durch Carl besorgen zu lassen. –
Im Laufe des Januar denke ich Dir selbst einen kurzen Besuch abzustatten. Ob ich gleich nach Neujahr kommen kann (– wie ich beabsichtigt hatte –) ist noch zweifelhaft. Ich habe nämlich post festum noch eine kleine Challenger-Arbeit bekommen, die mich sehr interessirt, || nämlich große Tiefsee-Schwämme, deren ganzer Körper aus Radiolarien-Schalen aufgebaut ist! Da die Gruppe ganz neu ist, und schwierig zu untersuchen, die Arbeit auch gleich gemacht werden muß, bin ich für die nächsten Wochen gebunden. Ich sitze den ganzen Tag und Abend hinter diesen neuen Wunderthieren! –
Sonst geht es uns gut. Morgen erwarten wir Walter der 14 Tage Ferien hat.
– Mit besten Wünschen für Dich, liebste Mutter, und herzlichste Weihnachts Grüße
Dein treuer alter Ernst.