Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 12. Juni 1872
Jena 12 Juni 72
Liebste Mutter!
Für Deinen lieben Brief herzlichen Dank. a Ich freue mich mit Dir über die guten Nachrichten von unserm Carl. Hoffentlich kehrt er ganz genesen zurück. Wir freuen uns sehr auf Dein Herkommen im Julib. Richte Dich nur gleich auf längeres Bleiben ein. Wir wollen es Dir schon behaglich machen. –
Dem kleinen Carl geht es gut. Er genießt den Sommer hier recht. Bisweilen hat er einige hypochondrische Gryllen, die aber rasch wieder verschwinden, sobald ich ihm c die Unbegründetheit derselben klar mache. ||
Bei uns geht es gut. Die Kinder sind sehr frisch und spielen täglich im Garten bei der Großmutter. Du wirst rechte Freude an ihnen haben. Auch Agnes ist wohl. Ich habe sehr viel Arbeit.
– Heute habe ich von Georg Reimer das Honorar meiner Schöpfungsgesch. – sechshundert Thaler – zugeschickt erhalten. Soll ich es Dir schicken, um mit den anderen zusammen bei Joachim ein größeres Papier zu kaufen? Oder soll ich es hier anlegen? Was Du für besser hältst. Meine Einnahme ist dies Jahr glänzend!
Hoffentlich höre ich bald wieder Gutes von Dir.
Mit herzlichsten Grüßen
Dein treuer Ernst
a gestr.: E; b korr. aus: Juni; c gestr.: das