Jena 8. Dec. 65.
Liebe Mutter!
Für die näheren Mittheilungen über Tod und Begräbniß unsres lieben Freundes Barth danke ich Dir sehr. Mich hat der Trauerfall in der letzten Woche sehr viel beschäftigt. Die 3 Bücher, welche ich noch von ihm hatte, hat mir sein Schwager Schubert, der mir gestern schrieb, geschenkt.
Ich schreibe heute nur kurz, weil ich die nächsten 14 Tage noch sehr viel zu thun habe. Alles andere bald mündlich. Ich denke, Samstag 23. Dec. Abends 9 ½ Uhr in Berlin anzukommen. Du schickst dann wohl den Bedienten auf den Bahnhof. Sollte ich nicht mit diesem Zuge kommen, so würde ich die Nacht durch fahren und Sonntag (Heilig Abend) früh ankommen. Doch ist dies nicht wahrscheinlich.
Einliegende drei Briefe bitte ich Dich in Franco- Couverts per Stadtpost zu versenden. ||
Ich sitze tief in der Arbeit und befinde mich dabei wohl.
Vorigen Sonntag war Neuwahl des Vorstandes unseres literarischen Museums. Es wurden 3 Vorstands- Mitglieder erwählt, darunter auch ich; einer der größten Ehrenposten in den Augen des Jenenser akademischen Publicums. Die beiden andern sind Prof. Hildebrandt und Prof. Adolf Schmidt (Historiker).
Hoffentlich treffe ich euch wohl und munter, liebste Eltern.
Carl kommt doch auch?
Herzlichsten Gruß.
Eilig!
Euer Ernst.