Ernst Haeckel an Agnes Haeckel und Karl Haeckel, Fiume, 21. April 1878

Fiume, Ostersonntag, 21. April 1978

Ihr theuren Lieben! In Jena und Potsdam!

Heute schreibe ich Euch meinen letzten Brief von dieser sonderbaren Osterferien-Reise, herzlich froh, daß Sie bald zu Ende ist, und daß ich nächsten Sonnabend wieder in meiner stillen kleinen Häuslichkeit zurück sein werde. Ich bin in diesen 6 Wochen halb todt gegessen, getrunken, gefeiert und getaostet worden. Über fünfzig Diners und Soupers in 40 Tagen, das ist wahrlich keine Kleinigkeit, und wenn ich dabei nachrechne, daß ich dabei sicher mehr als tausend neue Bekanntschaften gemacht, mit mehr als hundert der verschiedenartigsten Leute nicht eingehend habe unterhalten müssen, so begreife ich jetzt kaum, wie ich das Alles habe aushalten können! ||

Aber gelernt habe ich dabei sehr viel, und namentlich meine Menschen-Kenntniß außerordentlich erweitert. Einmal und nicht wieder! So lehrreich auch eine solche Reise war, so wenig ist sie im Grunde nach meinem Geschmack, und ich werde keine zweite, derartige, mehr unternehmen. Zum Arbeiten bin ich im Ganzen nur wenig gekommen, ebenso wenig zum Malen.

Nächsten Donnerstag morgen 5 Uhr werde ich von Fiume ab fahren, Abends 9 Uhr in Wien ankommen, dort einen Tag bleiben, und Samstag Abends (27.) in Jena ankommen. Der vierwöchentliche Aufenthalt an der Meeresküste mir – wie immer – vortrefflich bekommen, und ich bin sehr frisch und munter!

Mit herzlichsten Grüßen

Euer treuer alter Ernst

Brief Metadaten

ID
38495
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Kroatien
Entstehungsland zeitgenössisch
Österreich-Ungarn
Datierung
21.04.1878
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
1
Format
14,0 x 22,2 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 38495
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Haeckel, Agnes; Fiume (Rijeka); 21.04.1878; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_38495