Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Inselsberg, 2. August 1896
Inselsberg 2. August 1896.
Lieber Bruder!
Gestern bin ich (– nachdem vorgestern die Vorlesungen glücklich geschlossen waren –) nach Friedrichroda zum Besuche von Agnes gefahren und Nachmittag (in 3 Stunden) auf den Inselsberg gestiegen, in der Hoffnung, heute hier einen schönen Sonnenaufgang zu genießen. Statt dessen strömt seit dem Abend ununterbrochen Landregen herab, und das stetig sinkende Barometer läßt keine Hoffnung auf Besserung aufkommen. ||
Ich werde daher jetzt (, in einem Omnibus, mit elf anderen Leidensgefährten!) Nach Friedrichroda zurück fahren und abends nach Jena. –
Meine Frau hatte sich in den ersten 5 Wochen in Friedrichroda ziemlich erholt, dann aber leider auf’s Neue einen Rückfall (durch Erkältung?) geholt, so daß sie seit 8 Tagen wieder zu Bett liegt. Jedoch hofft sie in einer Woche so weit zu sein, um endlich nach Jena zurückkehren zu können. Meyers sind vor 8 Tagen zurückgereist; Walter ist in Ober-Baiern (am Ammersee). ||
Ich werde noch 14 Tage in Jena bleiben und dann nach Baden gehen, um dem 70st Geburtstag meines Freundes Gegenbaur zu feiern (in aller Stille, im engsten Familien Kreise). Von dort denke ich noch auf 14 Tage nach Tyrol zu gehen, September und October in Jena zu sein. Heinrich will auch noch einige Wochen nach Tyrol gehen, im September. Mein Buch wird im October erscheinen. Hoffentlich geht es Dir und den Deinigen gut, ebenso unserer lieben Tante Bertha, der ich diesen Brief mit besten Grüßen zu senden bitte.
Dein treuer Bruder
Ernst Hkl