Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 10. August [1891]
Jena 10. August [1891]
Lieber Bruder!
Gestern wollte ich, nachdem meine große Arbeit glücklich beendigt ist, abreisen, Agnes und Lisbeth in die Thüringer Sommerfrische (Thal) bringen, und nach Schottland gehen, wo Murray mich zur Plankton-Fischerei mit seinem Dampfer „Medusa“ erwartet. Da kommt wieder mein altes Pech! Gestern morgen wache ich mit Schmerzen in der linken Achilles-Sehne auf und kann nicht auftreten! Wieder ein Anfall der alten „Sehnenscheiden-Entzündung“, die mir schon 4 Reisen verdorben hat!! ||
Ich werde nun wohl zunächst ein paar Wochen liegen müssen und dann wahrscheinlich in ein Wildbad gehen (Baden-Baden?) um den elenden alten Rheumatismus wieder auf einige Zeit zu beruhigen! Frau und Tochter bleiben nun einstweilen hier. –
Die Hochzeit von Lisbeth, die im October sein sollte, muß a bis Weihnachten verschoben werden, da Hans durch den Neubau seines Instituts und die damit verknüpften Geschäfte übermäßig in Anspruch genommen ist. – ||
– Beifolgend sende ich Dir die gewünschte Erdgeschichte von Neumeyer; Du kannst die Hefte nach Belieben aufschneiden. Den Plan des Herrn v. Eckhardt lege ich bei. Ich bin mit Deinen Vorschlägen betreffs der Hypotheken ganz einverstanden, wie ich Dir schon schrieb.
– Heinz ist sehr munter; er ist seit gestern Vice-Chef und Director der Chirurg. Klinik, da sein Chef Riedel auf 5 Wochen in die Schweiz gereist ist. – ||
– Beifolgend notirte Posten (907 Mk 85 nach Landshut, 811 – 15 Nach Berlin – Summa. 1719 Mk (für Leinen und Wäsche) bitte ich Dich aus dem disponiblen Zinsen resp. bald zu bezahlen. –
Weiteres Geld werde ich wohl erst im Spätherbst (Novbr) brauchen. –
Emma in Kiel und Walter in Sylt geht es gut. – Sende diese Zeilen mit herzlichen Grüßen an Tante Bertha.
Herzl. Gruß!
Dein tr.
Ernst
Bitte gelegentl. um d. Post-Quittung für beide Zahlungen.b
a gestr.: auch; b Text weiter am linken Rand von S. 1