Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 15. November 1890
Jena 15. Nov 90
Lieber Bruder!
Mit herzlichem Bedauern höre ich, daß Du wieder von Ischias geplagt bist. Ich hoffe sehr, daß es bald vorüber geht. Agnes liegt auch wieder seit 8 Tagen; diesmal scheint besonders der Magen afficirt.
– Walter hat sein Dienstjahr auf ein Jahr verschoben, weil er jetzt gerade sehr guten Unterricht a hat und in fleißigem Zuge ist (– leider bei ihm schwer zu erreichen! –). || Auch schien es uns besser, ihn noch ein Jahr kräftiger sich entwickeln zu lassen. –
Emma möchten wir zu Ostern auf ein Jahr zu einer Prediger Familie oder einer einzelnen Dame geben, wo sie mehr in häuslicher Arbeit und allgemeiner Bildung sich vervollkommnet, nicht in eine Lern-Pension. Sie müßte allein oder nur mit einem Mädchen ihres Alters sein, da sie bei ihrer schwachen Begabung zugleich sehr nervös ist. Sorgen über Sorgen! – ||
Weißt Du zufällig etwas Passendes? –
Die Bilder bei Günther sind bereits bestellt. –
Schreibe mir, wieviel Photogr. Du von Vaters älterem Bilde willst; Du hast die Zahl ausgelassen!
– Ich stecke bereits in der strammen Winter Arbeit.
– Heinz ist mit s. Colleg sehr zufrieden (13 Zuhörer)
Herzlichste Grüße an Dich u. unsere Lieben!
Dein treuer Ernst
a gestr.: und