Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Bonn, 29. September 1890

Bonn 29. Septb. 1890.

Lieber Bruder!

Für Deinen l. Brief u. die übersandten 600 Mk danke ich bestens. Ich bin gestern Abend wohlbehalten hier angekommen und von Hermann Bleek sehr freundlich aufgenommen. Agnes ist Freitag mit beiden Töchtern von Frankfurt direct nach Jena zurückgereist. Sie sind von der 6 wöchentlichen Schweizer Reise sehr befriedigt. ||

Die Swammerdam-Feier in Amsterdam findet erst am 15. u. 16. Octb. statt, also 14 Tage später, als erst mir mitgetheilt war. Unter diesen Umständen mußte Lisbeth (zu ihrem großen Schmerze!) auf die Mitreise verzichten. Ich werde 3 – 4 Tage hier in Bonn bleiben, und dann mit T. Bertha zu L. Mulder reisen. Bleeks sind alle wohl; Clason bereits außer Bett. Ich habe Bonn seit 20 Jahren nicht gesehen (Septb. 1870). T. Bertha ist sehr frisch und munter! – ||

In Heidelberg traf ich am Mittwoch so „abgebrannt“ an, daß ich Freund G. um 300 Mk anpumpen mußte. Bitte schicke direct per Postanweisung dreihundert Mk an „Geh. Rath Prof. Dr. Gegenbaur Heidelberg. –

Ich habe die ganze letzte Woche Modell gestanden, täglich 4 – 6 Stunden (ein entsetzliches Vergnügen!) Erst 4 Tage in Baden bei Prof. Kopf, dann 3 Tage in Frankfurt bei Bildhauer Herold. ||

Das Profil-Relief des ersteren ist vorzüglich ausgefallen (Medaillon); die Büste von Herold mäßig. Beide Bildhauer sind begeisterte Verehrer meiner Werke und haben die Arbeit umsonst gemacht (resp. in ihrem Interesse). Ich habe Nichts dafür zu zahlen. Ich schicke Dir Deinen „ausgehauenen“ (resp. gegossenen) Bruder zu Weihnachten.

– Die 3 Septb. Wochen in Interlaken und Luzern waren wundervoll schön. Ich bin sehr wohl u. munter!

Herzlichste Grüße

Dein

tr. Bruder E. Hkl.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
29.09.1890
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 38055
ID
38055