Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 13. Mai 1889

Jena 13 Mai 1889

Lieber Bruder!

Die Finanz-Noethe über die Du klagst – resp. der niedere Stand und Rückgang der sicheren Zinsen – wird wohl zunächst dauernd bleiben (wenigstens so lange unser National Wohlstand blüht! –). Ich resignire auf höhere Zinsen und halte es für besser, mich mit sicheren Papieren zu 3–3½ % , a zu begnügen, als mein Glück mit unsicheren zu 5 od. 6 % zu versuchen. Bitte daher, nach diesem Princip zu verfahren und namentlich keine Industrie od. Hütten-Papiere etc zu kaufen. || Was zunächst die zu convertirenden Landwirthschaftlichen Central Pfandbriefe betrifft, so denke ich ist es am besten 50–60 mille zu behalten und die übrigen 36–26 zu verkaufen, dafür aber die Hälfte Hamburger Hypotheken Pfandbriefe (4 %) oder Frankfurter Hypotheken Pfandbriefe (3½) zu kaufen, die andere Hälfte american. Prioritäten (etwa Deine North. Pacific.) Zu Italiän. habe ich (bei der stets sich verschlechternden Italiän. Finanzlagen Noth) kein besonderes Vertrauen. Indessen gebe ich Dir Vollmacht im Sinne obigen Princips! ||

Nächsten Samstag folge ich einer Einladung des Herzogs von Meiningen (– der mich mit Stern und Comthur-Kreuz I Cl. des Ernestin. Haus-Ordens bedacht hat, zusammen mit dem Coburger!). Ich fahre nach dem Schlosse Heldburg (südl. v. Hildburghausen) bleibe dort Sonntag und kehre Montag (20.) zurück. Die Fahrt dauert 7 Stunden! Und wegen ungünst. Anschlüsse ganze 12 Stunden (von 9 früh – 9 abends!) – An Tante Bertha und die Deinen herzlichste Grüße

Dein treuer

Br. Ernst

a gestr.: als a

 

Briefdaten

Verfasser
Empfänger
Datierung
13.05.1889
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 38037
ID
38037