Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 18. Dezember 1888

Jena 18. Decb 88

Lieber Bruder!

Die Nachricht, daß unser liebes Mutterchen bei ihrem Falle den Hals des Oberschenkels gebrochen, hat mich recht betrübt. Es kommt freilich bei alten Leuten häufig vor, und es läßt sich Nichts dabei machen! Hoffentlich sind jetzt wenigstens die Schmerzen geringer! –

Zu Weihnachten möchte ich unserem Mutterchen gerne irgend eine Freude oder Erquickung bereiten; wenn Du irgend Etwas weißt, bitte ich es ihr zu besorgen. Für Dich und die Kinder bitte ich 60 Mk aus meiner Kasse zu Geschenke zu nehmen. ||

Heinrich wird wohl erst a am 24. kommen. Er hat Viel zu thun. Sprich ernstlich mit ihm wegen seiner Habilitation; es schien mir nämlich fast, als ob er sie aufgegeben hätte! Ich halte sie für sehr wünschenswerth; bei etwas mehr Energie und Entschlossenheit würde sie ihm sehr leicht werden, wie mir schon Braun sagte. Mit dem jetzigen Chef (Riedel) darüber zu reden, würde Nichts helfen. Er ist zwar tüchtig, aber persönlich ziemlich unnahbar. – Mein wiederholtes Zureden hat bei Heinrich keinen Erfolg gehabt. Er kann doch nicht ewig Assistent bleiben! ||

– Herr Ferdinand Richter hat mir ein neues Ohm Pisporter (83n) geschickt das ich heute geöffnet habe. Dieser Wein ist sehr gut u. klar. Das erste Faß, mit dem trüben in Gährung befindlichen Wein – voll Hefezellen – („ein Räthsel“, wie Herr F. R. schreibt!) geht demnächst zurück. – ||

Wenn ich Euch zu Weihnachten mit Gänsebraten, Karpfen etc ein Vergnügen machen kann, bitte ich auf meine Kosten einen Weihnachtsschmaus zu arrangiren!

Mit herzlichen Grüßen

Dein treuer Ernst.

a gestr.: zu

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
18.12.1888
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 38021
ID
38021