Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 18. Juni 1880
Jena 18 Juni 80
Lieber Carl!
Nachdem ich mit Agnes nochmals Alles reiflich überlegt, bin ich zur Überzeugung gekommen, daß sich der beabsichtigte Besuch in Potsdam nicht anders als im Juli ausführen läßt. Anfang August (etwa 6. oder 8.) will ich mit Agnes auf etwa 6 Wochen ins Gebirge gehen. Dann muß ich noch (bis Mitte October) wegen der Medusen an das Mittelmeer. Auch Agnes kann wegen häuslicher Wirthschaft Ende September (wo die Kinder nur 8 Tage Ferien haben) nicht fort. || Übrigens glaube ich, daß der Besuch von Agnes mit den Kindern gerade während Eurer Abwesenheit Mutter viel weniger angreifena wird, als wenn Ihr da seid und alle 8 Kinder zusammen Randal machen. Auch kann Marie viel eher und mehr Mutter helfen, wenn unten Nichts zu thun ist.
– Eventuell kann ich vielleicht meine Familie hinbringen und die ersten 2 Tage dort bleiben.
– Vielleicht ist es aber doch für Mutter besser, wenn ich Sie abhole und sie den Juli hier in Jena bei uns bleibt. Die Reise läßt sich ja schonend, mit Pausen, ausführen. || Natürlich mußt Du mit Mutter alles besprechen und zu arrangiren, wie es für sieb am besten ist. Da Agnes mit den Kindern Viel spazieren gehen und soweit Mutter zuläßt, Alles besorgen wird, glaube ich nicht, daß der Besuch, den sie doch selbst so sehr wünscht, sie zu sehr angreifen wird. –
Eventuell c kann meine Familie nur d 5 Tage bleiben; wir beabsichtigten 10 Tage. –
Es giebt jetzt Retour Billets von hier nach Berlin mit 8tägiger Gültigkeit.
– Im Herbst läßt sich aber der Besuch nicht ausführen!
Besprich dies Alles mit Mutter!
Herzlichste Grüße
Dein alter Ernst.
a korr. aus: angreifend; b korr. aus: Sie; c gestr.: bleibt; d gestr.: auf