Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 25. Januar 1871

Jena 25 Jan 71

Liebster Carl!

Nach langer reiflicher Überlegung und nachdem ich von allen Seiten Erkundigungen und Rath eingezogen, habe ich mich endlich entschlossen, die Berufung nach Wien abzulehnen und habe dies in einem so eben abgegangenen Schreiben dem Herrn Cultusminister v. Stremayr angezeigt. Meine besten Freunde, und diejenigen welche meine Stellung und Bestrebungen am richtigsten beurtheilen, (– vor allem Gegenbaur, Max Schultze und Strassburger –) halten diesen Entschluß für den besten, obwohl Viel Verlockendes in der Wiener Stelle lag. ||

Ich bekomme nunmehr 1200 rℓ Gehalt, und für die Sammlung, das Institut etc. 800 rℓ, also in Summa 2000 rℓ für die ganze sich in Jena entwickelnde Zoologie. Nachdem ich vor zehn Jahren mit 200 rℓ angefangen habe, ist das ein hübscher Fortschritt, diese Null!

Agnes geht es fortdauernd gut, abgesehen von einem schmerzhaften Blasen-Catarrh, der sich aber schon bessert.

Die beiden Würmer sind sehr niedlich, und Walter sehr zärtlich zur kleinen „Wester-Wester“.

Herzlichste Grüße an Clärchen und die Kinder.

Dein treuer

Ernst.

In 2–3 Wochen komme ich auf ein paar Tage nach Berlin.

Brief Metadaten

ID
37977
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Großherzogtum Sachen-Weimar-Eisenach
Datierung
25.01.1871
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
1
Format
13,9 x 22,7 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 37977
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Haeckel, Karl; Jena; 25.01.1871; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_37977