Jena Dienstag 12 Oct 75
Abend
Liebstes Röschen!
Eben um 8 Uhr vom Institute nach Hause zurück, finde ich Deinen lieben Brief, nach dem ich mich sehr gesehnt hatte. Ich sage Dir, s’ist scheußlich hier ohne Dich!! Ich lasse Dich nie wieder fort reisen!
Hier zu Hause ist die reine Öde!
Ich stecke den ganzen Tag auf dem Institut. Morgen schreibe ich Dir nach Potsdam und schicke Dir die Seidenprobe!
Heute nur herzlichsten Gruß. Eben kommt Bedriaga mit seinem Bruder zum Thee!! Sie gehen morgen nach Italien. Die Kinder sind wohl und munter, ebenso Clara!
Mamma geht‘s besser! ||
Ich gönne Dir übrigens Dein Reisevergnügen, liebstes Herz!
Wenn Du in Potsdam gutes Wetter hast und es Dir gefällt, bleibe nur ein paar Tage dort! Sonst kommt baldigst wieder.
– Grüße meine gute Mutter und die Geschwister herzlichst.
Die Wohnung meiner Mutter ist Breitestraße 20,10 Minuten vom Bahnhof.
Innigste Grüße!
Sehnlichst erwartet Dich
Dein tr. Ernst