Ernst Haeckel an Agnes Haeckel, Lugano, 9. September 1875

Lugano (Tessin)

Donnerstg 9/9 75

Liebste Agnes!

Immer noch habe ich gar keine Nachricht von Euch und ängstige mich deßhalb recht. Täglich habe ich mehrmals auf der Post nach Briefen gefragt, immer vergeblich.

Auch von Pontresina sind keine hier angekommen. Hoffentlich hasta Du aber geschrieben, und ich bekomme morgen oder übermorgen Nachricht von Euch. Solltest Du – was ich sehr hoffe, – noch nachkommen können, so hast Du es mir wohl schon geschrieben. Solltest Du Dich jetzt noch entschließen, || zu reisen, und mir es noch nicht geschrieben haben, so telegraphire hierher unter folgender Adresse:

Professor Haeckel. Hôtel Bellevue. Lugano. Schweiz.

Mit dieser Adresse und Deiner Unterschrift dürfen es nicht mehr als 20 Mark sein. Ich bleibe jedenfalls noch drei Tage hier (bis inclusive Sonntag 12/9).

Somit kann ich das Telegramm noch erhalten und werde Dir dann die specielle Reiseroute und den Ort unsers Rendezvous nach Heidelberg schreiben, wo Dich Ida Gegenbaur sehr gern ein paar Tage beherbergen wird. ||

b Heute Morgen (Donnerstag) sind Kuno Fischer und Gegenbaur abgereißt (nach Luzern) weil ihnen hier die Hôtels zu schlecht und unbequem sind.

Übrigens ist es wunderschön hier, und sehr schade, daß Du nicht hier bist, liebstes Herz!

Ich denke nächsten Montag (13) bis wohin ich jedenfalls Nachricht von Dir zu haben hoffe, von hier abzureisen, über den Gotthard nach Brunnen am 4 Waldstätter See.

Schreibe mir jedenfalls dorthin poste restante: Brunnen, Canton Schwyz, Schweiz.

Ich werde dort am 15. und 16. sein und kann am 17. in Basel sein. ||

Unsere Reise über den Splügen und Comer- See hierher nach dem Luganer See war sehr schön. Nur sind leider Fischer und Gegenbaur überaus bequem und faul.

Ihre einzige Sorge sind gute Gasthöfe.

Sonst haben wir uns sehr gut unterhalten. Ich fange aber erst heute ordentlich an, die Natur zu genießen. –

Es scheint ein sehr hübscher Herbst zu werden. Wenn Du Montag 13 abreist (früh 8 Uhr aus Jena, Abends 6 Uhr in Heidelberg) können wir immer noch 14 hübsche Tage zusammen genießen. Hoffentlich seid Ihr Lieben alle wohl!

Herzlichste Grüße Dein treuer Ernst

Schreibe an meine Mutter, daß es mir gut geht.

a korr. aus: konntest; b gestr.: Ich;

Brief Metadaten

ID
37625
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Schweiz
Datierung
09.09.1875
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,2 x 22,6 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 37625
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Haeckel, Agnes; Lugano; 09.09.1875; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_37625