Ernst Haeckel an Agnes Haeckel, München, 30. April 1875
München 30 April 75
Mein geliebtes Röschen!
Endlich bin ich wieder glücklich im alten München und hoffe, morgen, spätestens Sonntag bei Dir zu sein, worauf ich mich unaussprechlich freue! Ich habe rechte Sehnsucht nach Dir, liebstes Herz, und nach unsern lieben Kinderchen. Hoffentlich finde ich Euch Alle wohl und munter. Schicke Pohle morgen (Sonnabend) um 5 Uhr auf den Bahnhof.
Komme ich dann nicht, so treffe ich sicher Sonntag zur selben Stunde ein.
Ich hoffe aber heute hier mit meinen Besorgungen fertig zu werden und Abends abreisen zu können; so daß ich morgen Abend bei Dir bin! ||
Ich bin recht froh, daß die Reise so gut abgelaufen ist; wohl und munter kehre ich zu Dir, geliebtes Weibchen, zurück!
Gestern Abends, nachdem ich um 6 U. in München angekommen, ging ich noch zu dem alten Siebold und verbrachte bei ihm mit Lilienkron einen sehr hübschen Abend. Letzterer wäre sehr gern nach Jena gegangen!
Heute habe ich auf der Bibliothek zu thun und ein paar Besuche zu machen.
Auf frohes Wiedersehen,
liebstes Herz, Dein treuer
Ernst
An die Kinder, an Mamma und Clara, schönste Grüße