Haeckel, Ernst

Jena 15 Aug 74

Mein liebes Röschen!

Durch Deinen gestrigen Salzunger Bade- Brief hast Du mich sehr amüsirt besonders durch die Unterschrift! Du armes „schwer geprüftes“, d. h. „sehr verwöhntes“ Frauchen! Du weißt gar nicht, wie gut Du es hast, Du Glückspilz!

Ich armer Mann sitze derweilen dahier in trostloser Einsamkeit und arbeite, was das Zeug hält, um mit meinen beiden Büchern fertig zu werden. Ich hatte gehofft, heute fertig zu werden; habe aber noch das große Register zu machen, was gewiß noch 3 Tage gedauert. ||

Die Entbindung von den beiden dicken Zwillingen, mit denen ich jetzt wiederkomme, ist wirklich nicht leicht! – Ich hatte gehofft, am nächsten Donnerstag, unserm Hochzeitstag, schon bei Dir sein zu können, werde a aber schwerlich bis dahin fertig werden und wohl bis Sonnabend noch arbeiten müssen.

Als Ersatz schicke ich Dir einstweilen das Porträt eines sehr hübschen und geistreichen, noch mehr liebenswürdigen Mannes, das Dir hoffentlich gefallen wird! ||

Daß Du als „Doctors- Gattin“ die Bäder umsonst hast, amüsirt mich sehr. Ich freue mich sehr Dir zusammen zu gradiren“! – Bestrebt, Dich stets zu unterhalten, sende ich Dir mit den Bettüchern eine eben erschienene litterarische Neuigkeit!

– Hier ist Alles wohl, unsere beiden Mütter und beiden Töchter sehr munter, trotz des schauerlichen Wetters! Hoffentlich wird es bald besser. Der Catarrh von Mutter ist besser. Eurer ist hoffentlich ganz vorbei!

Ich muss in die Druckerei, unter die Presse!!

Ich Ärmster! Ade mein süßes Röschen, sei brav, grüße Wälti und Clärchen besonders Dein E.

[Auf Rückseite Brief von Ernst Dollsen, Chemnitz, d. 21. Mai 74.:]

Euer Wohlgeboren!

Nachdem mir durch die Gefälligkeit meines Freundes Prof. Dr. Weinhold hier die Promotionsbedingungen zur Erlangung der philosophischen Doctorwürde an der dortigen Universität zugegangen sind erlaube ich mir Euer Wohlgeboren mit Gegenwärtigem ganz ergebenst die nöthigen Documente einzusenden und richte gleichzeitig die ergebene Bitte an Euer Wohlgeboren das Weitere geneigtest in die Hand nehmen zu wollen

Mit Hochachtung und Ergebenheit

H. Ernst Dollfus

Chemnitz d. 21. Mai 74.

a gestr.: Dir;

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
15.08.1874
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 37604
ID
37604