Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 17. Dezember 1884
Potsdam 17/12 84.
Lieber Ernst!
Herzlich danke ich Dir für Deine freundlichen Zeilen. Wie sehr erfreut es mich, daß Ihr Lieben wohl seid. Bei uns hier ist es leider nicht so: Siegfried liegt an den Maseren erkrankt. Nun wenn nur alles gut verläuft, dann wollen wir froh sein, und es verschmerzen daß das Weihnachtsfest anders vergeht als wir dachten. Deine Versicherung daß Du mir Bücher besorgt hast, freut mich, aber ich bitte es mir aufs bestimmteste aus, daß Du es mir auch sagst was Du ausgelegt hast; denn sonst kann ich auch beim beßten Wil-||len nichts besorgen, und Marie, die ja immer gerne Hülfe leistet, kann ich nicht darum bitten, die hat ja ein gut Theil Sorge. Ihr müßt also daß Apfelkraut und die hoffentlich angekommenen Würste aus Gütersloh als Weihnachtsgruß ansehn. Sollte letztere nicht angekommen sein, dann bitte ich es mir zu schreiben, denn bezahlt sind sie. Von Herzen wünsche ich, daß meine Lieben in Jena ein recht vergnügtes Weihnachtsfest haben mögen; und wenn ich höre daß Ihr, Lieben, gesund und fröhlich seid, so ist mir das, die schönste || Weihnachtsgabe. –
Mein Hauptwunsch ist jetzt: baldige Genesung für Siegfried, doch die Krankheit will ja Zeit haben, hoffentlich wird alles bald besser, noch ist jetzt der Husten recht rau: doch Geduld. – Mir wird es nur so schwer, daß ich dem liebe Kinde, nichts sein kann; nun das muß auch gelernt werden: es zu ertragen mit Geduld, daß man unnütz ist im Leben. – –
Nun ich kann ja meine Kinder und Enkel lieben; und das thue ich von ganzen Herzen; – – und wünsche ihnen Alle viel glückliche Tage. ||
Sei mit Frau und Kinder auf’s herzlichste gegrüßt
von
Deiner alten Mutter.
Ich hatte mir vorgenommen auch mit Agnes etwas zu plaudern; aber es geht nicht: Kopf und Finger versagen ihren Dienst und ohne diese beiden Faktoren kommt kein Brief zu stande.