Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 4. Juni 1884
Potsdam 4/6 84.
Mein lieber Ernst!
Herzlichen Dank für Deine lieben Zeilen, die mich besonders durch Deine Versicherung: „Agnes sei wieder ganz wohl“ erfreuen, denn ich war in Sorge, da mir der Brief von Bertha gestern sagte Ihr kämet nicht an den Reihe weil Agnes Cartar habe. Nun ich hoffe nur, daß Agnes wirklich wieder wohl ist, Du hast mich so oft getäuscht, um mir keinen Kummer zu machen, Du mir schreibst, Ihr wäret alle wohl, und es doch recht so war. Gerne hätte ich Euch einen Pfingstgruß geschickt, aber ich dachte: Ihr würdet meinen Brief nicht bekommen. ||
Nun denkst Du mit Walter und Lisbet an den Thüringer Wald zu gehn, da wünsche ich Euch gutes Wetter und bitte Dich, die Kinder nicht zu starke Touren machen zu lassen. –
Damit ich es nicht vergesse will ich Dich auf etwas aufmerksam machen, was ich Dir schon längst sagen wollte, aber bei meinen schwachen Gedanken beim Schreiben immer vergaß. Ich wollte Dich nämlich bitten, daß Du Euer Haus in der Gothaer Feuergesellschaft versichern sollst. Wenn Du auch sagen willst, es || habe keine Gefahr bei seiner isolierten Lage, so bitte ich zu bedenken, wenn in der Schneidemühle von Hartung wieder Feuer ausbricht, so könntet Ihr doch sehr beschädigt werden; bei einem Brande, wo viel trocknes Holz liegt fliegen die zündende Funken weit.
Hoffentlich habt Ihr, Lieben, die Feiertage recht vergnügt mit einander verlebt, da auch Walter bei Euch war. Für mich waren die Tage sehr ernst: ging so manches mir durch den || Sinn.
Karl will den Brief abschicken so muß ich für heute schliessen. Dir, Deiner Faru und Deinen Kindern die herzlichsten grüße von
Deiner alten Mutter
Lotte Häckel.