Charlotte Haeckel an Ernst und Agnes Haeckel, Potsdam, 15. Februar 1883

Potsdam 15/2 83.

Lieber Ernst!

Gottes reicher Seegen sei mit Dir im neuen Lebensjahr, das Du morgen beginnst, und was in vieler Beziehung so wichtig für Dich zu werden scheint. Du willst da Dein eigen von Dir selbst gegründetest Heim beziehen: so gebe Gott Euch viel Freude darin, daß das neue Haus auch eine zufriedene, glückliche Famielie beherberge.

Für mich ist es schon eine große Freude: Dich so zufrieden in Deiner Häuslichkeit zu wissen, und so weiß ich Dir auch zum Geburtstag nichts Besseres zu wünschen als, || daß Du mit Deiner lieben Frau und Kindern gesund bleiben mögest, und Euch viel Freude zu Theil werden möge.

Fürs Erste wünsche ich nur, daß Ihr den morgenden Tag recht heiter erleben mögt. Ich freue mich auf die Erfüllung Deines Versprechens mich im Aprill zu besuchen, und bitte Dich nur es so einzurichten, daß Du, oder noch besser Ihr, Lieben zu sammen, so lange als möglich hier sein mögt. –

Dann bitte ich Dich auch, Dir selbst einen hübschen Sommeranzug entweder hier oder in Jena auszusuchen, den ich Dir zum || Geburtstag schenken möchte. – In der Hoffnung, Dich bald sprechen zu können, schließ ich meina Geschreibsel, was meinen alten Kopf immer schwerer wird; und will nur noch einen Gruß an Deine liebe Frau beifügen. Behalte lieb, mein Herzens Ernst, Deine alte Mutter Lotte.

Liebe Agnes!

Herzlich danke ich Dir für Deinen lieben Brief, und freue mich über Deine Versicherung, daß Ihr gesund und zufrieden seid. Daß Du mancherlei Plackereien zu überwinden hast bei der [!] häuslichen Unannehmlichkeiten, die Dir Deine beiden Mädchen bereitet haben, kann ich mir denken, wird es einem doch im Leben immer am Schwersten, sich in das finden, was von andern aus in den Weg gelegt wird. – ||

Wie ist es denn, meine liebe Agnes, kann ich darauf hoffen, daß Du mit Ernst im Aprill zu mir kommst, und werden die Kinder mit kommen? Gerne möchte ich es zeitig wissen, auf wen ich rechnen kann? Bei meinem pumpelichen Wesen, richte ich mir gerne alles zeitig ein. Paßt es sich jetzt nicht, daß Ihr die Kinder mit bringt, so hoffe ich doch, Ihr schickt sie mir dann mal, wenn ich dann noch lebe, im Sommer, wenn sie Ferien haben, und sich dann auch etwas in Potsdam umsehn können. –

Hoffentlich wird der morgende Tag für Euch recht heiter verleben. ||

Gestern wurde hier bei Karl Annas Geburtstag gefeiert, wozu ich Mittags und Abend unten war. Bertha war auch dazu vorgestern gekommen, fuhr aber schon Nachmittag wieder weg, weil sie gestern Abend in Gesellschaft bei Heinnrich sein sollte. Uebrigens fällt mir eben ein, Euch noch zu berichten, daß Hermann wieb ich von Bertha gehört, sein Haus ganz vermiethet hat. Das freut mich recht. –

Im Ganzen, liebe Agnes, ist es jetzt für uns beide doch viel besser, als im vorigen Jahr, wo Dein Ernst so weit in uns unbekannten Gegenden war, und Karl hier an der Ischia || krank lag. Nun bin ich recht dankbar, daß damals alles so gut abgelaufen ist. Grüsse die Kinder herzlich von mir, und behalte lieb Deine alte Mutter Lotte.

a korr. aus: meine; b korr. aus: wird

Brief Metadaten

ID
36942
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
15.02.1883
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
6
Umfang Blätter
3
Format
14,2 x 21,9 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36942
Zitiervorlage
Haeckel, Charlotte an Haeckel, Ernst; Potsdam; 15.02.1883; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_36942