Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 2. Juli 1880
Potsdam 2/7 80.
Mein lieber Ernst!
Hab tausend Dank für alle Deine Liebe, die Du mir auch wieder gestern erwiesen. Dinstag früh erhielt ich die Kiste aus Jena; beim Auspacken der Blumen sah ich Dich im Geiste mit Frau und Kindern im Walde sie sammeln, nun sehe ich aber aus den Briefen, daß Du nur mit Lisbet sie gepflückt hast.
Wohl hast du recht, daß mir diese schönen Feldblumen mehr Freude machen, als das kostbarste Geschenk. ||
Herzlich freue ich mich auf das Kommen Deiner Lieben, und daß Du sie begleiten wirst, wenn auch 2 Tage wenig ist, so sehe ich Dich doch und freue mich, wer weiß ob ich das noch öfter kann; meine Tage sind gezählt, den gestrigen habe ich mit Dank gegen Gott verlebt für das viele Gute, was mir in dem langen Leben geworden, besonders, das Glück, daß meine Söhne so brav und lieb sind, die auch lieb gehalten mögen ihre
alte Mutter.