Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 15. April 1880

Potsdam 15/4 80.

Lieber Ernst!

Einen Festgruß will Dir und den Deinen doch die Alte schicken, vorig Jahr war es schöner, da kamt Ihr, Lieben zu mir; nun hoffentlich wird mir bald die Freude; Deine Frau und Kinder habe ich nun schon ein ganzes Jahr nicht gesehn und Walter seit 2 Jahr nicht, das ist zu lange Zeit und Dich, mein Herzens Junge, immer || nur wenige Tage. –

Nun vielleicht wird mir bald mal die Freude, Euch bei mir zu sehn. –

In diesen Tagen habe ich viel an Euch gedacht; wie ernst sie Euch sein müssen, wenn Ihr auch dankbar sein werdet, daß die liebe Mutter das schwere Leiden überstanden hat, so liegt doch auch wieder so viel schmerzliches darin, wenn man bei solchem Verlust, froh muß sein daß alles überwunden ist. || Die liebe, gute Mutter hat doch viel Schweres im Leben gehabt. –

Ich erwartte morgen Abend Bertha, die bis Mittwoch bei mir bleiben wird; Karl wird mit Anna morgen früh nach Heringsdorf fahren denkt aber Montag zurück zu kommen. Die 3 Secundaner werden in den 2 Festtagen mit noch einem andern Schüler eine Fußwanderung machen, so werde ich mit Bertha, Marie und Siegfried allein sein. ||

Gesteren besuchte mich Veronika Partei, die ich seit vielen Jahren nicht gesehn habe, sie fragte nach Dir und grüßt Dich schön. –

Hoffentlich seid Ihr, Lieben alle gesund, Deine Schwägerin Clara wird wohl angegriffen sein von dera langen Krankenpflege, grüsse sie herzlich von mir.

Dir und Deiner Frau wie auch den Kindern die herzlichsten Grüsse von

Deiner

alten Mutter Lotte.

a korr. aus: dem

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
15.04.1880
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36873
ID
36873