Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 24. Oktober 1879

Potsdam 24/10 79.

Lieber Ernst!

Herzlich danke ich Dir für Deinen gestern erhaltenen Brief, der mich sehr erfreut, wußte ich es doch, daß Du, mein Herzens Sohn mit Deiner treuen Liebe an dem Geburtstage Eueres guten Vaters in Gedanken bei uns sein würdest. Nie hätte ich gedacht, daß ich ihn so lange überleben würde. Nun ich muß ja dankbar dafür sein, daß es mir leidlich geht; wohl ist es mir schwer, daß ich mir so wenig leisten kann. – ||

Doch erkenne ich dankbar das Gute an, was mir noch geblieben ist, vorzüglich das Glück so mit meinen Kindern leben zu können. Wenn ich noch lebe hoffe ich doch bestimmt im Sommer Dich mit Frau und Kinder bei mir zu sehn, kann ich es Deiner lieben Frau doch behaglicher einrichten. Hier freuen sich schon alle darauf; und als der kleine Siegfried eben hörte, daß ich nach Jena schreibe, sagte er nur: Walter soll kommen. ||

Nun rückt Weihnachten mit starken Schritten heran, ich kann nichts schenken, da bitte ich dringend, aß Du mir auch nichts schenken sollst, Du weißt ja, daß Euere Liebe für mich das Beßte ist.

Hoffentlich hast Du in diesen Tagen aus Gütersloh ein kleines Kistchen mit Mettwürsten erhalten; und bitte ich Dich es zuma Weihnachtsgeschenk anzunehmen, eine Cervelatwurst habe ich zupacken lassen, daß Du versuchst ob sie dort besser sind, als bei Euch.– ||

Ich habe es schon jetzt geschickt, weil Ihr nach Weihnachten mancherlei der Art habt, so dachte ich es sei Euch jetzt lieber, laßt es Euch gut schmecken.–

Sei mit Frau und Kinder aufs innigste gegrüßt von

Deine

alte Mutter.

Wie freue ich mich über Deine Versicherung, daß Ihr wieder Alle wohl seid, haltet Euch nur frei von Erkältung. –

a gestr.: statt; eingef.: zum

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
24.10.1879
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36864
ID
36864