Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 29. April 1879
Potsdam 29/4 79.
Lieber Ernst!
Ist mein Ernst wohl angekommen und hat er Frau und Kinder gesund angetroffen? So frage ich täglich und lausche auf den Briefträger; aber immer vergebens. Nun bin ich nicht in Sorge, ob einer von meinen Lieben in Jena krank ist, da Ihr leider es mir schon mehrmals verschwiegen habt || um mich zu schonen, wie Ihr hinterher sagt. Ich will nicht geschont sein, sondern mit meiner Lieben Freud und Leid theilen. Zur Beruhigung sage ich mir wohl Ernst hat so viel Arbeit, aber wenn Du nicht kannst so bitte ich, daß Agnes oder eine der Kinder mir sagt wie es Euch geht. Ich bin || gesund, aber es war so öde und Einsam wie Du mit Bertha weg warst. Nun es war a ja so schön, daß Du hier warst, und ich danke Dir herzlich dafür. Denke Dir Hermann Bleek ist mit Frau und Kind auf der See um seine Schwiegermutter nach Europa zu begleiten; und Gustchen von Post erwarttet sie schon im Mai. ||
Heute sind es zwei Jahr, daß Clara starb. – Bei Karl ist alles wohl.
Heinnrich fühlt sich wohl nicht behaglich im bunten Rock, grüsse ihn herzlich von mir, und sage ihm, ich wünschte ihm Geduld. Habt Ihr schon entschieden wann Ihr zu mir kommen wollt?
Grüsse Agnes und die Kinder herzlich von mir und behalte lieb
Deine
alte Mutter Lotte,
die sehnsüchtig Nachricht von Euch erwartet.
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